Triggerwarnung: Im nachfolgenden Text spreche ich unter anderem über Giftköder. Wer hier sensibel ist, weil das eigene Tier möglicherweise Opfer eines Giftköders geworden ist, sollte diesen nicht so lustigen Artikel lieber überspringen.
Am 18. 2. 2023 stellte sich der damalige Ballettdirektor der altehrwürdigen Staatsoper Hannover Marco Goecke der FAZ-Kritikerin Wiebke Hüster im Foyer des Opernhauses in den Weg und beschmierte ihr Gesicht mit Hundekot. Müsste man Außerirdischen den Begriff “menschliche Zivilisation” erklären, würde man vermutlich diesen Vorgang dafür eher nicht zu Hilfe nehmen. Trotzdem muss ich zugeben, dass mir die Maßnahme nicht unsympathisch erscheint, wenn auch natürlich nicht in Bezug auf Journalistinnen und Journalisten. Es gibt aber Hundehalter, denen ich oft schon eine vergleichbare Gesichtsmaske gewünscht hätte. Jeden Tag komme ich an Hundehaufen in den Ausdehnungen des Großglockners vorbei und ich frage mich, was, ja was, um Himmels Willen, in Menschen vorgeht, die solche Stoffwechselendprodukte ihrer Tiere einfach liegen lassen. Zumal sie doch selbst offenbar täglich wieder daran vorbeikommen und Gefahr laufen, das Ganze unter den Schuhen nach Hause zu tragen. Die naheliegendste Antwort ist natürlich, dass in diesen Menschen nichts vorgeht, absolut nichts. Es sind vermutlich weder nützliche noch schädliche Gedanken, die durch diese Oberstübchen wehen, da ist einfach nichts. Es ist peinigend, sich auszumalen, dass derart tumbe Existenzen Hunde halten, zumal solche, die ihnen deutlich überlegen sein dürften.
“Wegen denen gibt’s Giftköder!” Wirklich?
Viele ordentliche Hundefreunde, die täglich mit mehr Kackerlsackerl bewaffnet sind als John Wayne mit Patronen, treibt angesichts der Haufen die Angst um, eine derartige asoziale Rücksichtslosigkeit könnte Giftködertäter provozieren. Doch auch das würde nur wieder voraussetzen, dass den Kopf eines solchen Täters irgendwelche Gedanken durchströmen. Ich habe vor Jahren mal an einem Giftköderseminar teilgenommen und dabei zwei sehr erstaunliche Fakten gelernt. 1. Giftköderattentäter sind meist keine Hundehasser. Sie reagieren in der Regel nicht auf objektiv vorhandene Belästigungen durch Bellen, Hundekot oder ähnliches. Hunde sind ihnen schlichtweg egal. Menschen hingegen hassen sie, und das mit beängstigender Intensität. Sie wissen einfach, dass es nur wenige Dinge gibt, mit denen man Menschen einen so nachhaltigen Schaden zufügen kann, als wenn man ihre Hunde möglichst grausam tötet. In dieser Tat steckt alles: Missgunst, Sadismus, Hass. Und 2.: Giftköderattentäter sind überwiegend weiblich, also Attentäterinnen. Früher hatte ich mir darunter immer üble, finstere Gesellen vorgestellt, die ganz automatisch männlich zu sein schienen. Dass Frauen in so großer Zahl zu derartiger Bösartigkeit und Grausamkeit in der Lage sein könnten, das überstieg meine Vorstellungskraft. Gendervorurteile mal andersherum. Nicht von ungefähr sind etliche Frauen als Giftmischerinnen und Giftmörderinnen bekannt geworden, es scheint eine Gewaltform zu sein, derer sich eher Frauen als Männer bemächtigen.
Kein Grund für Entwarnung.
Dies aber nur als Exkurs, der vielleicht begründet, warum meine größte Sorge angesichts der vielen Haufen nicht möglichen Hundehassern gilt. Ich mache mir Sorgen, weil es offenbar so viele Menschen gibt, die keinerlei soziale Kompetenzen, aber große Hunde haben. Ich mache mir Sorgen, weil man bezweifeln darf, dass sich solche Menschen ausreichend um die Gesundheit ihrer Tiere kümmern, sodass mit den großen Haufen auch vermehrt Keime und Parasiten in die Umwelt geraten, die wiederum Hunde, andere Tiere und auch Menschen gefährden können. Ich mache mir Sorgen, weil damit zusätzlich große Mengen Stickstoff und Phosphor in die Umwelt eingebracht und Gewässer und Böden kontaminiert werden. Das verändert empfindliche Ökosysteme, weshalb Hundekot nicht nur in der Stadt, sondern vor allem in Naturschutzgebieten immer eingesammelt werden sollte. Eine Tatsache, die einer Hohlbirne kaum beizubiegen ist. So laufe ich immer wieder mit kalter Wut durch mein Viertel und sammle nicht minder kalte Kacke auf. Die nicht von meinem Tier, sondern von mir unbekannten Hunden stammt. Nicht dauernd und überall, aber immer dann, wenn ich es gar nicht mehr aushalte. Es ist nicht dasselbe, Haufen vom eigenen Hund oder von fremden aufzusammeln. Es fühlt sich in jeder Hinsicht anders an. Seit dem 18.2. denke ich dabei immer an Marco Goecke. Mein Herz wäre ihm zugeflogen, hätte er statt eine Kritikerin einen der unbeschreiblichen Armleuchter (m/w/d) in meinem Viertel erwischt.
2 Kommentare
Dieser Artikel spricht mir aus der Seele!
Aber das scheint ein Thema zu sein, das mittlerweile in unserer Gesellschaft omnipräsent ist “Rücksicht auf andere nehmen”. Ich frage mich auch regelmäßig, was Menschen veranlasst alles liegen zu lassen, was sie hinter lassen. Sei es Hundekot, Kippen oder Müll.
Da es anscheinend vielen Menschen nur um sich selbst geht, sollte man seinen Mist wegräumen, nicht nur für andere Menschen, Tiere und die Natur im allgemeinen, sondern ganz banal, damit man nicht in den eigenen Hundehaufen tritt beim nächsten Spaziergang.
Es sollte selbstverständlich sein “dein Hund kackt, du räumst den Haufen weg”.
einfach nur ekelhaft…in unserer Stadt – insbesondere in den Parkanlagen – hängen ausreichend Mülleimer , die Kotbeutel- Spender sind immer aufgefüllt und ebenfalls ausreichend vorhanden.
Trotzdem, direkt unter dem Mülleimer und dem Tütenspender regelmäßig ein riesiger Haufen.
Ein Landwirt hat angrenzend Grasflächen , die werden gemäht, dass Heu wird verkauft. Vor ein paar Jahren hatte er ein Schild aufgestellt mit der Bitte die Hunde nicht frei und unkontrolliert auf die Weide zu lassen und bitte den Hundekot aufnehmen. Ich fand es sehr höflich , vielleicht zu höflich ?
Es wurde fast wie bei einer Demo quittiert, es fehlten nur noch Schilder und Sprechchöre..nun ist die Wiese mit Stacheldraht eingezäunt… richtig so, würde ich genau so machen