Draußen

Hundekotbeutel in der Biotonne? Euer Ernst?

9. März 2024
Hundekotbeutel im Bioabfall

Als leidenschaftliche Podcast-Hörerin klicke ich auch immer mal gern auf den Podcast Hundestunde mit Conny Sporrer und Marc Eichstedt. Dort geht es zwar oft um Erziehungsthemen, also nichts, was Panini jemals besonders interessiert hätte, aber sich aufschlauen kann ja nie schaden. In der letzten Folge drehte sich alles um das Thema “Nachhaltigkeit in der Hundehaltung” und da bin ich sofort im Boot. Was man tun kann, um das Leben mit Hund möglichst umweltfreundlich zu gestalten, beschäftigt mich, seit ich in die Welt der Hundefutzis eingetreten bin. Zu Gast im Podcast war Kim Maya Yavor, die an einer Studie der TU Berlin zu den “Environmental Impacts of a Pet Dog” beteiligt war. Sie berichtete über die Ergebnisse, vor allem die beiden Schlüsselthemen “Ernährung” und “Ausscheidungen” betreffend. Wer sich für die Details interessiert, dem kann ich nur empfehlen, sich die Podcast-Episode #154 der Hundestunde ganz anzuhören.

Ein Aspekt hat mich aber wirklich erschreckt. Am Nachhaltigsten, so sagt Maya Yavor, sei es, wenn man einen kompostierbaren Hundekotbeutel nach Gebrauch mit nach Hause nähme und ihn dort in die Biotonne werfe. Auf Nachfragen bestätigt sie nochmals, dass es keinen Grund gäbe, dies nicht zu tun. Erst danach fällt ihr ein, dass es für einige Kommunen nicht so günstig sei, die Anlagen könnten kompostierbare und herkömmliche Kackerlsackerl aus Plastik nicht unterscheiden und würden deshalb alle aussortieren. Es klingt, als sei die Unterscheidung aber eigentlich eine leichte Übung. Conny Sporrer ergänzt, dann sei das Problem ja im Grunde gelöst, wenn die Gemeinden ihre Beutel-Spender nur mit kompostierbaren Hundekotbeuteln bestücken würden.

Mich hat es bei diesen Aussagen richtig durchgeschüttelt. Denn im Gegenteil zu dem, was Maya Yavor sagt, gibt es gute Gründe, Hundekot KEINESFALLS in die Biotonne zu werfen. (Transparenzhinweis: Seit vielen Jahren gehört das kommunale Entsorgungsunternehmen in Frankfurt am Main zu meinen Kunden als Texterin, weshalb ich mit Entsorgungsthemen vertraut bin.) Hier deshalb meine 10 Cents zum Thema. Die Bioabfallverordnung gibt schon mal die Richtung vor, auch wenn es hier im Detail regionale Unterschiede geben kann. Hundekot steht dort ebenso auf der Negativliste wie “Plastiktüten, Trage- und Einkaufstaschen aus Kunststoff (auch zertifiziert biologisch abbaubar oder als kompostierbar gekennzeichnet)”. Aber nochmal genauer:

5 Gründe, warum Hundekotbeutel nicht in die Biotonne geworfen werden sollten:

  1. Wegen der Anlagen
    Es stimmt, die Anlagen können “gute” und “schlechte” Hundekotbeutel in der Regel nicht unterscheiden. Alles, was kein Bioabfall ist, muss deshalb aussortiert werden, denn es behindert die Kompostierung, kann die Anlage beschädigen und Mikroplastik in den Kompost einbringen. Dieses Problem lässt sich nicht eben mal lösen, schließlich können Plastikfetzen vor dem Aussortieren nicht erst chemisch analysiert werden. Übrigens gilt das gleiche für vermeintlich ökologische Mülltüten für Bioabfall. Auch sie werden oft aufwendig aussortiert.
  2. Wegen der Menschen
    Die Verbraucherinnen und Verbraucher können “gute” und “schlechte” Hundekotbeutel ebenfalls meist nicht unterscheiden, denn es sind viele Greenwashing-Produkte auf dem Markt. “Ökologisch”, “biologisch abbaubar”, “kompostierbar”, “Biokunststoff” – das sagt alles herzlich wenig. Zum Beispiel nicht, unter welchen Bedingungen, in welchem Tempo und mit welchen Rückständen das Produkt zerfällt. Das Einzige, was Gewissheit gibt, ist die Zertifizierung nach EN 1342 , die genau festlegt, wie ein Produkt verrotten muss, damit es als kompostierbar gilt. Und selbst diese Produkte findet die Bioabfallverordnung doof (siehe oben).
  3. Wegen der Parasiten
    Giardien und andere Einzeller, Wurmeier und ausgewachsene Parasiten – sie alle sind Wunder der Evolution. Sie überleben bei den unwirtlichsten Temperaturen und das über Monate hinweg. In der Biotonne können sie sich munter vermehren. Wenn es dumm läuft, überleben sie sogar die Kompostierung. Sie kontaminieren so den Kompost und werden mit ihm auf Felder und Beete ausgebracht, auf denen Nahrungsmittel wachsen.
  4. Wegen der Keime
    Bei der Verrottung in einer Bioabfall-Anlage entstehen Temperaturen von bis zu 70 Grad Celsius. Dabei werden viele Keime abgetötet. Da die feuchtwarmen Bedingungen insgesamt aber so günstig für viele Erreger sind, kann man nicht sicher sein, dass wirklich jede Salmonelle abgetötet wird. Landen größere Mengen Hundekot im Kompost, steigt das Risiko enorm, Krankheitserreger können überleben. Sie gefährden alle Menschen, die mit dem Kompost in Kontakt kommen, insbesondere Kinder und immunschwache Menschen, aber auch einfach die Leute, die in den Anlagen arbeiten.
  5. Wegen des Komposts
    Hundekot in größeren Mengen verändert die Zusammensetzung des Komposts. Es entsteht ein Überschuss an Stickstoff und Phosphor und damit wird das Endprodukt als Substrat unbrauchbar. Stichwort: Überdüngung. Im Podcast werden auch Schwermetalle erwähnt, die über die Nahrung in den Hundekot gelangen. Die Kontaminierung des Bodens ist – neben der Kontaminierung des Grundwassers – übrigens einer der Gründe, weshalb man Hundekot auch in der freien Natur lieber aufsammeln sollte, vor allem in Wasser- und Naturschutzgebieten. (Ich gebe zu: Das habe ich auch nicht immer gemacht).

Es gibt keinen Reis, Baby

Trotz der Fehlinformation mit den Kotbeuteln im Bioabfall fand ich die Podcast-Episode prima, je öfter Nachhaltigkeit in der Hundehaltung thematisiert wird, desto besser. Ich mochte auch, dass endlich mal der leidige Reis (die beliebte Schonkost) als wenig nachhaltig angesprochen wurde. Im Podcast ging es vor allem um die großen Mengen Methan, die beim Anbau freigesetzt werden. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass man dann auch gleich das Thema Arsenrückstände thematisiert. Durch die vielen ungesunden Substanzen in heutigen Böden nimmt Reis immer mehr Arsen auf. Für den Verzehr durch Menschen wird empfohlen, den Reis vorab intensiv zu waschen und mit viel Wasser zu kochen. Leider gilt das auch für Bioreis. Reis im Hundefutter ist deshalb gleich aus vielen Gründen nicht so tofte (Methan, Arsen, Wasserverbrauch, weite Wege …).

Obendrein ist die gute alte Kartoffel als Schonkost mindestens genauso gut, wenn nicht gar besser und allemal ökologischer (sofern der Hund nicht irgendeine Unverträglichkeit gegen Kartoffeln hat). Kartoffelflocken sind das vielleicht praktischste Produkt für die Hundeernährung. Pur, schnell frisch zubereitet, in Bio-Qualität bezahlbar, nährstoffreich, gut mit Fleisch und Gemüse zu vermengen, leicht verdaulich und – das war zumindest für mich immer das Wichtigste – absolut Panini-approved.

Falls ihr Lust habt, mehr in das Thema einzusteigen – in einem Online-Magazin habe ich bereits einiges zu nachhaltigen Hundekotbeuteln, nachhaltiger Hundeernährung und zu umweltfreundlicher Haustierhaltung generell geschrieben.

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2 Comments

  • Reply Claudia Harfst 10. März 2024 at 13:42

    Irgendwo hatte ich es schon mal gelesen, dass Hundekot in den Restmüll gehört (und schon gar nicht in die Landschaft), danke für deine ausführliche wissenschaftliche Hintergrund-Info. – Vielleicht könnte man noch erwähnen, dass besonders auf Feldern, wo Getreide etc. menschliche Nahrung angebaut wird, aus deinen o.g. Gründen Hundekot gesundheitsschädlich und gefährlich ist.

    • Reply Heidi 10. März 2024 at 13:48

      Genau, super Ergänzung!

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