Mahlzeit

Der beste Freund des Hundes.

9. Dezember 2015

Der beste Freund des Menschen ist der Hund. Möglich ist das wohl. Viel wichtiger ist jedoch die Frage, wer eigentlich der beste Freund des Hundes ist. Die Antwort ist unstrittig: Es ist der Pansen. Grüner ungewaschener Pansen ist das, wofür mein Tier alles stehen lässt. Oder sagen wir: Alles ganz schnell aufisst, um dann zum Pansen zu kommen. Da ich mein Tier liebe, möchte ich natürlich, dass es oft mit seinem besten Freund zusammentreffen kann. Doch kürzlich passierte das Unfassbare: Mein Pansenlieferant musste passen. Pansen war aus. Das kann schon mal vorkommen, da ich ja Biogeschlabber beziehe und das ist gelegentlich knapp. Nicht-Bio-Pansen will ich aber dem Tier nicht geben, zumindest keinen vom Rind. Ein Rind, das Genmeis und dubioses Kraftfutter frisst, trägt auch im Pansen noch etliche Rückstände davon mit sich herum und da kann ich ja gleich Beneful von Nestlé kaufen. Dankeschön auch. Was also tun? Das einzige, was mir einfiel, war, ausnahmsweise einmal Lammpansen zu kaufen. Der Barfshop in meiner Nähe versichert, dass es sich um höflich behandelte Weidetiere handelt, die keinen Unfug fressen. Bei Lamm ist das ja zumindest theoretisch möglich.

Also erstand ich kürzlich 1 kg der köstlichen grünen Pampe. Ungern zwar, aber der Hund liebt die streng riechende Mahlzeit nun mal und gesund soll sie ja sein. 1 kg ist eine Menge, wenn man bedenkt, dass das Tier etwa 50 Gramm pro Mahlzeit davon bekommt. Dazu muss das Kilo natürlich erst einmal angetaut, in kleine Portionen geschnitten und wieder eingefroren werden. Es kommt in einer überdimensionalen Wurst daher, die ich nun entkleidete und auf einen großen Teller legte, damit sie sich entfroste. Das kann bei einem Kilo dauern. So verließen Panini und ich frohgemut das Haus, den Geruch von frischen Schafhaufen und Bauernhof in der Nase.

Als wir nach etwas 2 ½ Stunden wieder kamen, war das Tier begeistert. Nicht nur die Küche, die ganze Wohnung roch nach einem Misthaufen in der Größe von Luxemburg. Aus der kiloschweren Pansenwurst war eine Art Pansensuppe ausgetreten und zwar in eine Menge, dass der Teller ihrer nicht mehr habhaft wurden konnte. Der Pansensaft war über die Ufer getreten und schickte sich an die Küche zu überfluten. Der Teller war auf einer abgedeckten Herdplatte gestanden, nach lüpfen des Tellers zeigten sich die Herdplatten wie die Malediven in einem Meer schwimmend, ein Ozean aus dem es roch wie aus dem Hinterausgang eines Schafs. Auf dem Herd hatte ich eine Rolle Gefrierbeutel in ihrer Verpackung bereitgelegt, sie hatte sich mit Pansensuppe vollgesogen. Als ich das Fenster öffnete, war mir, als würde ich eine Taube auf dem Baum gegenüber vom Ast stürzen sehen. Die Küche atmete nichts anderes als grünen Pansen. In der nächsten halben Stunde war ich damit beschäftigt, das Panseninferno mit Tüchern aufzusaugen, Herd und Arbeitsfläche zu desinfizieren und großflächig zu reinigen und dann das grüngraue Wurstmonster zu portionieren und in Tüten zu füllen. Im Kern war es noch immer gefroren, der Matsch an den Rändern war schwer zu bändigen. Das war ich vom Bio-Rinder-Pansen alles nicht gewohnt. Der blieb beim Auftauen wo er war, machte keine Anstalten, die anderen Zimmer der Wohnung zu besichtigen, schon gar nicht in Suppenform.

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Nach meinen Metzgereiarbeiten bereitete ich dem Tier sein Abendessen zu. Panini betrachtete es als Inhalat, das praktisch im Vorübergehen mühelos eingesaugt werden kann. Noch immer verströmen Arbeits-, Schlaf- und Wohnzimmer olfaktorisch den Charme einer irischen Schafsweide, aber so ist das eben mit dem besten Freund des Menschen und seinem besten Freund.

Diese und viele weitere Panini-Geschichten gibt es jetzt auch im E-Book „Ein Hund namens Brötchen“

Titelbild © branex – fotolia.de

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4 Kommentare

  • Antworten Blumenmond 10. Dezember 2015 um 6:52

    Heidi, was musst Du doch für eine tiefe Liebe zum Tier empfinden. 😉

  • Antworten Heidi 10. Dezember 2015 um 10:43

    Das tue ich wohl. Wobei ich sagen muss, dass ich den Geruch einer kleinen Portion grundsätzlich ok finde. Ein bisschen Bauernhof halt. Aber dieses auslaufende Kilo hat alles gegeben, das war einfach etwas viel Bauernhof. 🙂

  • Antworten Andrea 10. Dezember 2015 um 11:01

    Grünner Biopansen – gerade zum Auftauen vorbereitet… lach. Das Pinschertier mag den nämlich auch sehr gerne…

    Vielleicht wäre ein ordentliches Hackebeil zu Weihnachten die Geschenkidee des Jahres!

    LG Andrea

  • Antworten Lizzy 12. Dezember 2015 um 18:53

    Ja, was ein echter Hundebesitzer ist, dem ist gestankstechnisch nicht mehr viel vorzumachen und schon erst recht kein Schritt über alle Ekelgrenzen hinaus mehr fremd. Als Umsteigerin zu Katzen lächele ich nur noch müde über den Geruch, der sich nach einigen Tagen einstellt, wenn eine Maus bis dahin unentdeckt hinter der Spülmaschinenverkleidung verwest. Alle paar Monate ein bisschen was an Geruchsbelästigung: lächerlich 😉
    Erst schnupperst du nur und denkst: „das ist sicher von den Katzenfutterresten, die ich gestern im Müll entsorgen musste“, dann wird es deutlicher und endlich – wenn kein Leugnen und Ignorieren mehr hilft und niemand mehr in der Lage ist, in der Küche zu kochen oder gar zu esse – schraubst du die Maschine auseinander … Aber Ekel? Ekel ist das, was man von früher – so als Hundebesitzerin erinnert.

    Wenn Hund sich wonnevoll im seit mindestens 2 Wochen in Sommerhitze verwesenden Fischleichnam wälzt. Oder in dem Etwas, das vermutlich die – ebenfalls schon sehr zersetzte – Nachgeburt eines Schafes gewesesn sein mag. DAS ist Ekel – dagegen kann nichtmal anstinken, wenn Hund menschliche Schei..e gefressen hat *würg* …

    Puh – danke für die Auffrischung alter Erinnerung. Ich glaube, ich bleibe bei Katzen. Meine mögen und bekommen zwar auch ab und zu Mixfleisch auch mit Pansen und ich weiß, wie schon die Hände stinken, wenn man mit ihnen nur kurz eine Frostportion berührt hat … aber im Vergleich zu dem, was Hundbesitzer ertragen. .. Puh … DAS ist wahre Liebe!

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