So originell werden für gewöhnlich Artikel in der Qualitätspresse übertitelt, die immer ein und den selben Tenor haben: Die Deutschen geben Unmengen für ihre Haustiere aus und die vollkommen überzogene Tierliebe gipfelt darin (das muss man sich mal vorstellen), dass die Tiere Bio-Hundefutter zu fressen bekommen. Glaubt man den Autoren solcher Artikel, eine überaus peinliche und moralisch verwerfliche Angelegenheit – angesichts des Hungers in der Welt.
Was der Hunger in der Welt mit einem Primark-Shirt zu tun hat oder dem jährlichen Smartphone-Update oder dem Drittfernsehgerät, wird ungern thematisiert. Aber Bio-Food für Tiere! Da hört sich doch alles auf.
Als Neuhundehalterin bin ich doch einigermaßen verblüfft über solche Töne, obwohl ich es doch wissen sollte. Ich sollte wissen, dass es der Menschheit immer nur um den eigenen Wanst geht, wenn von Bio die Rede ist. Es wird hauptsächlich darüber gesprochen, ob es denn tatsächlich gesünder sei. Selbst viele Veganer sagen, dass sie aus gesundheitlichen Gründen vegan leben. Eine politische Entscheidung ist es oft nicht.
Aus meiner Sicht gibt es wenige Dinge, die so logisch und folgerichtig sind wie Bio-Nahrung für mein Tier. Die Gründe liegen so offen auf der Hand, dass ich es kaum fassen kann, dass sich irgendjemand glaubt, darüber erheben zu müssen und Hundehalter, die zu Bio-Hundefutter greifen, in einem Topf werfen mit denen, die Hunden abends Schlafanzüge mit Swarovski-Steinen anziehen.
Hundehaltung ist nicht umweltfreundlich.
Mein Hund hat einen verheerenden ökologischen Fußabdruck. Sie kam aus Italien zu mir, zwar nicht mit dem Flugzeug, aber eine lange Autoreise war dafür nötig. Jeden Tag verbrauche ich etwa zwei kleine Plastiktüten für ihre Hinterlassenschaften. Sie frisst Nassfutter aus der Dose und das Abfallaufkommen dafür ist das Grauen (Dazu an anderer Stelle mehr). Und sie tut das, was ich selbst vermeide: Sie frisst Fleisch in großen Mengen, jeden Tag. Wenn es darum geht, die Welt durch ökologisch verantwortliches Verhalten zu retten, würde ich Panini eher nicht an vorderster Front sehen.
Hundefutterqualität ist ein weites und für Laien sehr schwierig zu überblickendes Feld und ich habe gelernt, dass hier Glaubenskriege toben. Eines der Schlachtfelder war jüngst das Testergebnis der Stiftung Warentest. Kleinere Hersteller, die sich besonders viel Mühe geben, hochwertiges Futter zu produzieren, schnitten auffällig schlecht ab, wohingegen die großen “Supermarkthersteller” glänzend aus dem Test hervorgingen. Ich will darauf gar nicht näher eingehen und mich vor allem nicht an Verschwörungstheorien beteiligen. Es ist eine Frage der Denke und der Haltung, was man kaufen möchte und welchem Hersteller man vertraut. Nach unzähligen Lebensmittelskandalen bei „Menschenfutter“ habe ich keinen Anlass, ausgerechnet in Sachen Tierfutter Vertrauen zu haben. Schließlich sind hier die gesetzlichen Bestimmungen weitaus lockerer, muss weit weniger deklariert werden. Ich sehe keinen Anlass, Multikonzernen bei Produkten zu vertrauen, in die man problemlos Abfälle versenken und mit denen man immense Summen verdienen kann. Wenn ich ihnen bei meiner Dosensuppe und Tiefkühlpizza schon nicht vertraue, wie sollte ich es bei Tierfutter?
Nur mal ein Beispiel: Die Cesar-Sorte “Pute und Rind” beinhaltet satte 8% Truthahn und Rind, dafür aber 37% Irgendwas. Außerdem 55% garantiert hochwertiges Wasweißdennich. Gemüse? Och nö. Welches Getreide? Ach, egal. Warum eine Sorte, die zu 92% aus Hauptsachediedoseistvoll besteht, “Pute und Rind” heißt, erschließt sich nicht jedermann sofort.
Für mich war nach anfänglichen Irrwegen klar, dass für mich nur Futter in Frage kommt, das offen deklariert ist, ohne Zusatzstoffe auskommt, einen hohen und wertigen Fleischanteil hat und keinen unnötigen Unfug wie “pflanzliche Nebenerzeugnisse”. Panini kam mangelernährt und mit einer Kniearthrose zu mir. Es ist gar keine Frage, dass ich ihr keinen minderwertigen Abfall gebe. Es ist aber auch klar, dass mich der Hund mit allen Lebewesen stärker verbindet denn je. Wenn ich sehe, wie sie träumt und seufzt, wie sie sich morgens streckt und gähnt, wie sie kuschelt und sich freut, dann bin ich ihr nah. Nicht, weil sie wie ein Mensch ist. Sondern, weil ich auch nur ein Lebewesen bin wie alle anderen. Höher entwickelt zwar, aber genauso auf Zuwendung, Wärme, Nahrung, Schlaf und Sonne angewiesen wie die anderen auch. Ich kann sogenannte Nutztiere nicht davon ausschließen und ihnen jegliche Bedürfnisse absprechen, so wie es in der heutigen Massentierhaltung üblich ist. Ich kann nicht mein Tier lieben und das Leid anderer Tiere in Kauf nehmen, um meines zu füttern. Tierliebe und Massentierhaltung passen nicht zusammen.
Bio ist möglich.
Bio zu kaufen ist eine politische Entscheidung, wie überhaupt jeder Kauf eine politische Entscheidung ist. Man kann die unterstützen, die das Richtige wollen, die verantwortlich gegenüber Mensch, Umwelt und Tier handeln. Die Pestizideinsatz und Gentechnik vermeiden. Den anderen kann man dagegen eine Absage erteilen. Bio-Hundefutter gilt als degeneriert und dekadent, dabei gibt es nichts Degenerierteres als Trockenfutter aus dem Supermarkt. Aber so verquer ist die Welt.
Biofutter ist teuer. Auch wenn der Hundefutterverbrauch bei hochwertigem Futter weitaus niedriger liegt als bei Billigfutter. Getreidespelzen und Zellulose haben weder Nährstoffe noch Kalorien. Aber selbst, wenn man die Dosenpreise schlecht vergleichen kann: Es ist vergleichsweise kostspielig. Ich habe das Glück, einen einzigen mittelgroßen Hund zu haben. Hätte ich eine Dogge, einen Bernhardiner und einen Neufundländer, würde ich lange überlegen, wie ich sie adäquat satt bekommen kann. So aber geht es. Ja, und ich würde eher an den eigenen Klamotten sparen als an Paninis Futter. Wie dekadent!
Noch habe ich es nicht geschafft, vollständig umzusteigen. Leckerchen sind nicht immer Bio, beim Futter rutscht mal eine andere hochwertige Marke wie Terra Canis dazwischen. Aber die Auswahl an Bio-Hundefutter ist groß, die Erfahrungen mit Hermanns und Defu grundsätzlich gut. Und nein, ich barfe nicht. Und ich will auch nicht überzeugt werden. Es muss möglich sein, ein Tier auch mit wechselndem Fertigfutter und naturnahen und natürlichen Leckereien angemessen zu ernähren. Massentierhaltung ist nicht angemessen. Ob Tiere für Menschenfutter oder für Tiernahrung maträtiert, gequält und missachtet werden, macht für sie nicht den geringsten Unterschied.
Übrigens: Eine große Auswahl Bio-Tierfutter gibt’s hier: bio-tierkost.de
Titelbild © tiverylucky – istockphoto.com
1 Kommentar
Hallo Heidi
So ein schöner und gut geschriebener Kommentar von dir dankeschön gefällt mir sehr gut.
Ich hoffe dir und deinem Hundi geht es gut und du bist immer noch zufrieden mit Biofutter?
Ist zwar schon 5 Jahre her aber aktueller denn je gerade in der heutigen Zeit. Ich esse aus ethischen Gründen seit 15 Jahren kein Fleisch. Auch weil ich selber eine Kuh und ein Bullenkälbchen vor dem Schlachter gerettet hatte und ich diese zwei Süssen auf dem Gnadenhof wo sie leben immer besuchen gehe und lieb habe.
Ich habe auch vier Hunde vor dem sicheren Tod gerettet, jedoch wollte ich ihnen kein Fleisch aus Massentierhaltung geben.
Hunde vegetarisch ernähren wollte ich auch nicht und barfen ist mir ein Graus sorry. Und barfen heisst nicht Fleisch aus Biohof sondern es sind meistens Tiere aus Tierfabriken wie in jedem Futter auch. Darum habe ich mich damals für Defu Bio Hundefutter entschieden und bis heute nicht bereut. Defu Futter mit Bio Tieren mit Freilauf ohne Medikamente und Hormone vollgestopft und in Deutschland gehalten und geschlachtet. Defu macht keine Tierversuche und hat keine langen, merkwürdigen und fragwürdigen Inhaltsstoffe wie in anderen Futtermarken oder das Fleisch von irgendwo im niergendwo durch den halben Globus herkommt.
Meinen Hunden geht es prächtig mit Defu und meinem Gewissen auch, dass ich keine Massentierfabriken unterstütze.
Ich liebe alle Tiere darum ein Gedanke und Mitgefühl auch an die armen sogenannten “Nutz” tiere und die vergessenen Labortiere.
Vielen Dank an alle die sich Gedanken darüber machen.
Liebe Grüsse
Morena