Es ist schon eine Weile her, da bekam ich plötzlich eine Nachricht einer mir unbekannten Dame. Sie habe das Gefühl, schrieb sie, da habe sich jemand Bilder von Panini angeeignet um damit auf TikTok seltsame Dinge zu treiben. Mein Herz sackte sofort einen Stock tiefer. Nicht zum ersten Mal ist so etwas geschehen, Panini war zuvor schon mehrfach auf fremden Webseiten aufgetaucht. Zum Glück nur als eine Art beliebiges Hundebild ohne weiteren Kontext. Dieses Mal aber sah es übel aus.
Die aktuell verwendeten Bilder, insgesamt drei, zeigen Paninchen in einer sehr verwundbaren Zeit kurz vor und unmittelbar nach ihrer großen Kreuzband OP. Sie sah erbarmungswürdig aus. Irgendein Subjekt hatte die Bilder offenbar gezielt gesucht, um sie für einen Spendenbetrug zu verwenden. In dem äußerst dürftigen Text stand zu lesen, der Hund „Sunny“ müsse wegen einer Krebserkrankung operiert werden und dafür brauchten die Besitzer finanzielle Unterstützung. Das Profil war offenbar eigens zu diesem betrügerischen Zweck eröffnet worden. Dazu hatte man ein paar absurde Experimente mit natürlich ebenfalls geklauten Bildern von Megan Fox gemacht, die aus Gründen, die sich mir nicht erschließen, mit einer Pizza in Zusammenhang gebracht wurden. Beim Durchklicken der Bilder fanden sich dort aber schon Fotos von Panini mit Spendenaufruf, teilweise auch zu einem Video zusammengefügt.

Das alles wirkte bereits auf den allerersten Blick unseriös, so dass selbst von Hause aus flüchtige TikTok-Nutzer eigentlich abgeschreckt sein dürften. Aber vermutlich ist es nun einmal so, dass auf TikTok niemand jemals von irgendetwas abgeschreckt ist. Binnen zwei Tagen hatte der Account über 1.300 Follower und 28.000 Likes gewonnen. Mit Bildern von Pizza, Megan Fox und Panini. Welchen Anteil Bots an solchem Geschehen haben, weiß ich natürlich nicht. Die Kommentare und Herzchen explodierten förmlich. Der Spendenstand wurde offenbar händisch „aktualisiert“, er schwankte zwischen 0,- und 10,-. In den Kommentaren war allerdings zu lesen, dass etliche Menschen angeblich weit mehr gespendet hatten. Mein Entsetzen verteilte sich etwa hälftig auf den Typen, der meinen Hund so übel missbrauchte und Leute, die so einen Schrott für bare Münze nehmen. Und meine Wut war größer als ich.

Während ich versuchte, den Content bei TikTok als Betrug zu melden (insgesamt neun Mal, ohne Erfolg), erreichte mich eine zweite Nachricht. Eine Influencerin wollte mich auf das Profil aufmerksam machen. Sie hatte gerade ein Video erstellt, in dem sie sich über solche Betrugsmaschen aufregte und da machte es sich im Nachgang gut, sagen zu können, man habe in diesem Fall mit der eigentlichen Hundebesitzerin selbst Kontakt gehabt. In dem Video ärgert sich die Influencerin sehr über die Naivität der Leute und wirbt für seriöse Tierschutzvereine. Panini und der wahre Hintergrund der Fotos kommen nicht drin vor, es werden nur die Bilder gezeigt. Im Titel des Videos dürfen Megan Fox und Panini wieder für Klicks herhalten. Ich schreibe der Influencerin, dass ich das nicht möchte und zu meiner großen Erleichterung tauscht sie das Titelbild aus. Auch wenn ich ihr die ehrliche Empörung über den Betrug abnehme, so hatte ich doch das Gefühl, das Bild meines Hundes ist gleich zweimal unrechtmäßig zu Klickzwecken verwendet worden.
Ich versuchte weiter, etwas zu unternehmen. Ich schrieb PayPal an und machte auf den betrügerischen Spendensammel-Account aufmerksam. Und schließlich machte ich auch eine Online-Anzeige bei der Polizei mit Screenshots, wohl wissend, dass man dabei nicht auf einen Effekt hoffen darf. Erst viele Wochen später bekam ich eine Antwort und sollte nochmals irgendetwas einreichen. Bis dahin war der betrügerische Account allerdings längst verschwunden. Woran das liegt, ist unklar, möglicherweise konnte die Follwerschar der Influencerin etwas ausrichten. Ich war einfach nur froh, dass der Spuk vorbei war.
Für mich war der ganze Irrsinn sehr aufwühlend. Ich hatte nicht nur hilflos um irgendeine Urhebersache gekämpft, sondern um ein Unrecht, was meinem verstorbenen Hund widerfahren ist. Ich weiß noch sehr gut, wie es war, als die Fotos entstanden sind, weiß von Paninis Schmerzen und der schwierigen Zeit, als ich nachts neben ihr schlief, damit sie nicht an der frischen Naht leckt, erinnere mich an die vielen Versuche, einen einigermaßen haltbaren Knieverband anzulegen. Auf einem der Bilder stand sie noch unter dem Einfluss der Narkose, verwirrt und erschöpft. Dass jemand sich diese Bilder aneignet, um sie zu Geld zu machen, ist auch ein Verbrechen an Panini.
Alles Hadern nutzt nichts, so ist das eben. Phänomene dieser Art werden durch galoppierende Verblödung gedüngt. Ich lasse das an dieser Stelle mit dem Appell, genauer hinzusehen, bevor man klickt, kommentiert oder Geld spendet. Die, die es betrifft, lesen diesen Blog eh nicht. Viel zu viel Text. Aber ich frage mich schon, wo eine Menschheit im KI-Zeitalter hin driftet, die offenbar nichts mehr liebt, als betrogen zu werden.
Ich glaube nicht, dass ich mich jemals mit eigenem Content auf TikTok wohlfühlen werde. Es ist ja nicht einmal eine leidenschaftliche Instagramerin aus mir geworden. „Muss man ja auch nicht, geht auch so!“ könnte man jetzt sagen, aber die Wahrheit ist, dass es nicht so geht. Reichweite ohne großes Social Media-Theater zu gewinnen ist sehr, sehr schwer, und es wird täglich schwerer. Wenn eines Tages wieder ein Hund hier einzieht, dann werde ich es vielleicht wahrmachen und endlich meinen eigenen Newsletter aufsetzen. Es wird nicht leicht, Abonnentinnen und Abonnenten zu gewinnen, aber während die Zukunft der bekannten Plattformen im Düsteren liegt, hat sich die gute alte E-Mail über viele Jahre doch recht gut behauptet. Möge sie es auch weiter tun. TikTok fühlt sich seit Paninis unfreiwilligem Auftritt dort für mich jedenfalls noch finsterer an als ohnehin schon.
7 Kommentare
Liebe Heidi, das tut mir sehr leid! Wie ungehörig und unverschämt manche Menschen doch sind, es ist nicht zu fassen. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es wäre, wenn jemand das Foto meiner Hündin so missbraucht. Mitgefühl für Dich!
Danke dafür!
Es ist grässlich.
Der Missbrauch wird immer mehr, vor einigen Tagen, schrieb eine, dass ihr Impressum für Spamnewsletter missbraucht wurde.
Verhindern lässt es sich wohl nicht, nur der Umgang, über den kann man noch selbst entscheiden.
Bezüglich Reichweite, klar Social Media macht einiges. In letzter Zeit gibt es jedoch verstärkte Tendenzen, dass sich Bloggernetzwerke bilden.
Vielleicht passt da zu gegebener Zeit etwas für dich, in Kombination mit einem Newsletter. Ich lese dich gern und tatsächlich übers Mailabo.
Ja, das mit den Blognetzwerken nehme ich auch so wahr, ich lese ab und zu bei Substack mit und finde dort auch die Newsletter-Anbindung interessant. Mal sehen wie es sich entwickelt. Danke für’s Lesen!
Liebe Heidi,
man kommt aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus. Es ist grässlich, was Menschen sich einfallen lassen und die „galoppierende Verblödung“ tut ihr Übriges dazu. Aber ich glaube weiter an das Gute, denn sonst würden Hunde wie Panini nicht Menschen, wie uns finden…ich lese gerne Deine Emails und zwar immer bis zum Ende…
Danke für’s abonnieren und lesen!
… Auch ich bin dabei, da mich dein sprachlicher Ausdruck schon immer gefallen hat. Auch auf Inhalte lege ich immer noch einen großen Wert 🙂 Danke dir dafür! Demnächst wechsle ich meinen Internetanbieter und teile dir danach gerne meine neue E-Mail-Adresse mit.