Drinnen

Erste Hilfe am Hund – mach doch mal ’nen Kurs!

23. März 2025
Ein Plastikhund auf einer Rettungsdecke im Erste Hilfe Kurs für Hunde

Was ist eigentlich, wenn mit dem Hund mal was ist? Man fährt zum Tierarzt. Klingt eigentlich ganz einfach. Wären da nicht die vielen Fragen: Fahr ich jetzt wirklich? Oder ist es vielleicht doch nicht so schlimm? Ruf ich den Arzt an? Oder fahr ich gleich in die Klinik? Oder die wichtigste Frage: Kann ich sofort etwas tun? Und wenn ja, was? Sicher kann man sich dann hinsetzen und googeln – vorausgesetzt, man steht nicht mitten in einem Acker und der Hund verhält sich so, wie sich kein gesunder Hund verhält. Denn dann hat man am Googeln aus naheliegenden Gründen keine rechte Freude mehr.

Das Thema Hundegesundheit liegt mir sehr am Herzen, Paninchen hatte viele Verletzungen und Krankheiten, das hat mich mit der Zeit aufgeschlaut. Ich weiß viel – und will doch noch mehr wissen. Von Erster Hilfe am Hund hatte ich zum Beispiel noch nicht so viel Ahnung. Herzmassage? Mund zu Schnauze-Beatmung? Wie geht denn sowas? Als Besuchstante eines reizenden Besuchstiers trägt man ja besondere Verantwortung. Als ich erfuhr, dass es einen Erste Hilfe Kurs für Hunde gibt, war ich deshalb sofort begeistert. Verbrennungen, Vergiftung, Hitzschlag, Insektenstiche, Magendrehung – es gibt unzählige Situationen, für die ich gern die Handlungsanweisungen eines Profis hören wollte – immer in der Hoffnung, sie nie anwenden zu müssen.

Ein Kurs mit Frauenüberschuss – natürlich

Des Besuchshunds Frauchen und ich buchten also kurzentschlossen einen Erste Hilfe Kurs am Hund beim Deutschen Roten Kreuz. Zwar durften wir Amy nicht mitnehmen, aber das war auch in ihrem Interesse. Sie ist nicht eben ein talentiertes Versuchstier, vermute ich. Zwar erzielt sie Bestnoten in der Disziplin „dekoratives Herumliegen“, aber für die Rolle als kranker Hund fehlt ihr doch noch eine solide Schauspielausbildung. Als wir eintreffen, stoßen wir auf weitere wissbegierige Hundemenschen der nettesten Sorte. Erwartungsgemäß gibt es hier keine Teilnehmenden der Kategorie: „Ich hab seit 240 Jahren Hunde, sowas gab’s früher ja auch nicht“. Deshalb ist auch die Geschlechterverteilung entsprechend: Wir zählen neun Frauen und drei Männer, einer der drei ist ein mitgeschleppter Partner.

Erste Hilfe Kurs für Hunde. Der Hund bekommt eine Maulschlaufe angelegt.

Als Dozent begrüßt uns Ralf, der sich als Hundetrainer und Rettungssanitäter vorstellt. Gleich zwei Tätigkeiten, die Entschlossenheit und innere Ruhe voraussetzen. Letztere verteilt er dann auch reichlich im Raum, eine Meditation könnte kaum entspannender sein. Aber dann rückt er doch raus mit seinem reichhaltigen Wissen. Als Assistent dient ihm „Casper“, ein Plastiktier, das überaus erbarmungswürdig aussieht. Anders als Amy hat auch es absolut nichts dagegen, wenn man seine Zunge herauszieht, eine Maulschlaufe anlegt oder zu den Klängen von „Staying alive“ rhythmisch auf ihm herumdrückt. Es ist ein bisschen albern, an einem Plastikhund herumzufummeln – aber doch gut, wenn man all diese Handgriffe mal gemacht hat. Pfoten- oder Ohrverbände legt man ebenfalls nicht alle Tage an.

Beim Erste Hilfe Kurs für Hunde bekommt ein Plastikhund eine Herzmassage

Tierrettungswagen? Nie gehört.

Die Gruppe stellt viele Fragen, die von Ralf tiefenentspannt beantwortet werden. Woran erkennt man eine Magendrehung denn nun genau? Darf man ein überhitztes Tier mit Wasser kühlen oder nicht? Was tun bei einem Krampfanfall? Einer von Ralfs wertvollsten Tipps ist der Hinweis auf den Tierrettungsdienst UNA , der durch seine Kooperationspartner Nottransporte und Tierrettungswagen einsetzt. Noch nie habe ich zuvor von einer Tierrettungsleitstelle in Deutschland gehört. Schon dafür hat sich der Kurs gelohnt.

Chart: Lebensrettende Sofortmaßnahmen bei einem Hund
Chart: Atemkontrolle beim Hund

Googeln, anmelden, hingehen!

Ich denke, auch wer „seit schon immer“ Hunde hält, kann von einem Erste Hilfe Kurs am Hund profitieren. Um Wissen zu vertiefen, aufzufrischen und neues dazu zu gewinnen. Neben dem DRK bieten auch die anderen großen medizinischen Hilfsorganisationen und Hundeschulen oder -vereine solche Kurse an. Sie kosten in der Regel je nach Anbieter zwischen 45 und 70 Euro und dauern 4 Stunden. Es gibt auch Online-Angebote, aber das haptische Ausprobieren können ist da doch etwas besser. Und auch das Wissen verankert sich meiner Erfahrung nach leichter wenn man mit Menschen im Raum ist und nicht nur auf einen Bildschirm guckt. Sonst könnte man sich das ganze Zeug ja auch zusammengoogeln. Das hätte Amy zwar super gefunden, weil sie dann hätte dabei sein können. Aber das sind wir ja gewohnt – dass wir im Sinne unserer Hunde Dinge tun müssen, die dann ausgerechnet unsere Hunde doof finden. Zum Ausgleich bekommt das Besuchstier beim nächsten Besuch Erste Hilfe in Form von schnell und fachgerecht verabreichten Keksen, die es (in seinen Augen) vor dem sicheren Hungertod bewahren.

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