Gelegentlich erinnern mich Menschen daran, was ich da an der Leine habe. In den Satz „Es ist ein Hund!“ gehört eigentlich noch ein „nur“, aber die Betonung macht das Wörtchen überflüssig. Man weiß ja auch so, was gemeint ist.
Hundehaltung ist billig. Wenn man will. „Wir machen das alles selbst“, sagte man mir in der Pflegestelle und meinte damit diese ganzen kleinen Dinge, die beim Tierarzt Geld kosten. Die Milbenbehandlung der Ohren oder das Krallenschneiden zum Beispiel. Schön, wenn man das sachkundig kann. Ob die Pflegestelle das konnte, weiß ich nicht, denn sie haben es bei Panini nicht gemacht. Die Milben feierten Party. Die Physiotherapie (das sagte selbst mein Tierarzt) sei nach der OP eigentlich nicht so wichtig. Das ginge auch so, das Tier könnte ja mal in den See springen zum Schwimmen. Im Januar.
„Das ist ja alles gut und schön“ sagt der kritische Mensch, wenn für das Tier Geld ausgegeben wird und meint damit, dass es weder gut noch schön ist. Und dann sagt er meistens „Es ist ein Hund!“, mit diesem gewissen Unterton.
Ich verstehe sehr gut, wenn die Mittel irgendwann begrenzt sind. Auch meine sind das. Ich verstehe auch, dass man bei Tierarztrechnungen ins Schwitzen kommt. Oder sogar bei den Futterbestellungen. Aber was ich nicht verstehe ist der Satz „Es ist ein Hund!“. Ein Hund ist kein Mensch. Das ist wohl wahr, sonst könnte Panini ja einfach mal „Ich muss aufs Klo“ oder „Ich hab Bauchweh“ sagen und das wäre sehr praktisch. Dass sie das nicht kann, finde ich oft ziemlich schade. Auch hat sie sehr weiches Fell am ganzen Körper, rülpst ungehörig nach dem Trinken und riecht ihren Kumpels am Po. Nein, ein Mensch ist das nicht. Aber warum soll sie deshalb schlechte Dinge fressen, unbequem liegen oder Schmerzen haben? Warum sollte es ihr in irgendeinem Punkt schlechter gehen als mir?
Wenn ich erwähne, dass Panini Biofutter bekommt, ziehen viele die Augenbrauen hoch. Dabei gibt es so ungeheuer viele Gründe, sich für Biofutter zu entscheiden. Die Mehrkosten sind machbar, zumal sie viel weniger davon braucht als von herkömmlichen Futter. Das Verrückte aber ist, dass man diese Mehrkosten nicht verhältnismäßig findet. Dabei geht es ja gar nicht nur um Panini, sondern um alle Tiere, die „Nutztiere“ genannt werden. Trotzdem. Es ist ein Hund!
Würde ich dagegen in lockerer Runde ausplaudern, mir ein Designersofa für 7.000 € gekauft zu haben, eine neue Küche für 15.000 €, ein rattenscharfes Auto für 50.000 €, niemand würde jemals mit dem Kopf schütteln und „Es ist ein Sofa!“ sagen (vor allem nicht beim Auto). Es ist gesellschaftlich akzeptiert, Geld für Mode, Reisen, Unterhaltungselektronik, Wohnen oder Autos auszugeben. Über alle Schichten hinweg. Wenn es aber um die Gesundheit und Lebensqualität eines uns anvertrauten Lebewesens geht, schwebt der Vorwurf der Dekadenz durch den Raum. Des Verhätschelns. Denn eigentlich, so scheint es, ist Panini ja ein Wolf und der könnte sich, streng genommen, ja auch selber was reißen. Das Aldi-Futter ist da im Grunde schon ein Zugeständnis. Im Übrigen: Wie kann man seinem Tier Biofutter geben, während anderswo Kinder verhungern? Ja, wir haben uns ein 56“ TV-Gerät gekauft, aber wir verfüttern es wenigstens niemandem!
Vor zwei Wochen berichtete die Pflegerin eines großen Tierheims in Berlin in einem Interview, dass derzeit täglich 18 Katzen und fast ebenso viele Hunde aufzunehmen sind. Es ist Ferienzeit. Da kann man schon mal eine Tierhaarallergie bekommen. Und nach Dubai wäre Gizmo ja auch ohnehin nicht gerne mit.
Man könnte sich aufregen. Ich trage aber lieber mal Paninis nächsten Termin in den Kalender ein. Beim Osteopathen. Den findet sie super, weil sie die ganze Zeit Leckerchen bekommt, wenn er sie behandelt. Ihre Lieblingsleckerchen: Bio-Fleischwurst.
Diese und viele weitere Panini-Geschichten gibt es jetzt auch im E-Book „Ein Hund namens Brötchen“
Titelbild © big-labels – fotolia.de
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