Noch immer stelle ich mir viele Fragen, die meisten davon in Bezug auf Hundefutter. In Ermangelung eigener Expertise forsche ich mich mit meinen Fragen voran und entdecke dabei immer wieder widersprüchliche Antworten. Denn einig ist sich die Fachwelt nur darin, dass man sich uneinig ist. Ich sehe mir dann immer Pro & Contra an und entscheide mich für das, was mit meinem gesunden Menschenverstand am meisten konform geht. Eine dieser Fragen bezieht sich auf das Wechseln von Hundefuttersorten und/oder -marken. Hier gehen zwei konträre Ansichten in den Ring.
Meinung a)
Wenn man einmal ein gutes Hundefutter gefunden hat, das der Hund verträgt, dann sollte man dabei bleiben. Hundefutter wechseln ist nicht nötig und belastet den Hund und seine Verdauung.
Meinung b)
Wer bei ein und demselben Futter bleibt, engt die Verdauungsmöglichkeiten des Hundes auf Dauer ein und provoziert Mangelerscheinungen.
Fragt man den Gesetzgeber, ist eigentlich alles klar: Füttert man ein gutes Alleinfutter, sollte ein Wechsel nicht nötig sein. Denn ein Alleinfutter ist ein “Mischfuttermittel, das dazu bestimmt ist, allein den Nahrungsbedarf eines Tieres zu decken”. Komplett mit allem. Aminosäuren, Vitamine, Mineralstoffe, einfach alles. Doch leider ist es nicht so einfach. Denn es wird darum gestritten, ob es überhaupt ein Alleinfutter geben kann. Und um es noch komplizierter zu machen: Es werden Futtersorten als Alleinfutter deklariert, die im obigen Sinne definitiv keine sind. Man könnte nun sagen: Diese Sorten füttere ich eben nicht. Was aber, wenn es besonders hochwertige sind?
Wie viele Fleischsorten sollen es denn sein?
In meiner Kindheit gab es eine markige Hundefutterwerbung in der eine sehr männliche, sonore Stimme “PAL! Mit 5 Sorten Fleisch!” bewarb. 5 Sorten Fleisch klang damals toll. Denn es schien klar zu sein, dass eine Sorte Fleisch zu einseitig war. Jedem leuchtete ein, dass Huhn andere Proteine und Nährstoffe bereitstellt als Rind oder Lamm. Und dass Innereien etwas anderes sind als Muskelfleisch. Auch ohne Studium der Ernährungswissenschaften wussten wir damals, dass Leber besonders viele gute Nährstoffe hat (was Kinder oft nicht recht einsehen wollten). Oder dass viele Sorten Fisch besonders leicht und gesund sind. Also müssten 5 Sorten Fleisch toll sein, weil sie eine Rundum-Versorgung gewährleisten. Solche Hundefuttersorten gibt es auch noch immer. Zum Beispiel diese. Schaut man sich die Sache jedoch genauer an, besteht das Futter zu gerade mal 4% aus 5 Sorten Fleisch. Ein Mehlchen von diesem, ein Krümelchen von jenem. Ist das Rundum-Versorgung?
Immer mehr Hundefutter-Hersteller sind der Meinung, dass ein hochwertiges Futter einen besonders hohen Fleischanteil haben muss. Als Beutefresser braucht der Hund zwar nicht ausschließlich Fleisch, aber vor allem. Seltsamerweise gibt es aber keine einzige Nassfuttersorte mit hohem Fleischanteil (über 60%) mit vielen Fleischsorten (ich hab jedenfalls keine gefunden). Es sind höchstens zwei. Vielleicht liegt es daran, dass man festgestellt hat, dass es die Verdauung des Hundes sehr belastet, wenn sie mit allzu vielen verschiedenen Proteinen gleichzeitig beschossen wird. Denn jedes Protein will nun mal anders verarbeitet werden. Darüber hinaus sind “Single-Protein”-Dosen sehr in Mode gekommen. Denn immer mehr Hunde sind empfindlich und leiden unter Unverträglichkeiten. Manche vertragen Rind (einzeln) und Huhn (einzeln) sehr gut, aber beide zusammen nicht. Und viele vertragen Rind gar nicht und reagieren mit Durchfall. Damit man überhaupt herausfinden kann, was der Hund verträgt und was nicht, haben sich Single-Protein-Sorten bewährt. Auch Single-Protein-Dosen sind Alleinfutter. Ist ein Hund ausreichend ernährt, der sein Leben lang eine Fleischsorte gefüttert bekommt? Nicht einmal die Eule bekommt immer nur Maus.
Was ist mit den anderen Zutaten?
Es gibt Alleinfutter, bei denen eine Sorte Getreide bzw. Kohlehydrate hinzufügt wurde (z.B. Reis, Hirse oder Kartoffeln) und eine oder zwei Sorten Gemüse (z.B. Karotten und Zucchini). So hat der Körper des Hundes eine überschaubare Menge Zutaten zu verarbeiten, was mir natürlich vorkommt. Doch Fenchel hat wunderbar viele Mineralien und Vitamine und hilft dem Körper zu entgiften. Kürbis hat viel Kalium und Zink und ist sehr gesund. Es gibt Amaranth, Buchweizen, Quinoa – alles allergenarme und nährstoffreiche Zutaten. Darauf würde man verzichten, würde man immer nur eine Sorte füttern. Warum eigentlich?
Woher sollten Vitamine und Mineralstoffe kommen?
Auch das ist eine Glaubensfrage, die mich sehr beschäftigt. Besonders hochwertige (Bio)-futter verzichten auf Vitamin- und Mineralstoffzusätze. “Das ist niemals ein Alleinfutter”, ätzen die Zusatzbefürworter. Vielleicht haben sie ja recht. Aber was ist die Lösung: Einen dauerhaften Zwangszusatz von synthetischen Vitaminen, der auf Bedarfsberechnungen beruht, die sich einen Normhund vornehmen, oder wechselnde aber natürliche Nährstoffmengen durch unterschiedliche Zutaten? Welche Rolle spielt die Qualität der Zutaten bei der Vitaminversorgung? “In Dosen ist eh alles totgekocht”, sagen die Zusatzbefürworter. Ich habe mal gelernt, das Problem beim Kochen von Gemüse ist, dass man die wasserlöslichen Vitamine mit dem Kochwasser abschüttet. Die Dose aber ist ein geschlossenes Garsystem. Dann müssten doch die Vitamine eigentlich noch drin sein?
Und was ist jetzt mit der Verdauung?
Wer sich eine zeitlang vegetarisch ernährt hat und wieder zurück wechselt, hat oft Probleme, Fleisch gut zu vertragen. Wer ungewohnte Gewürze und Zutaten zu sich nimmt, kann Verdauungsprobleme bekommen. Obwohl wir uns in der Regel sehr vielseitig ernähren, stellt sich unser Verdauungssystem auf eine bestimmte Kost ein. Unser Darm ist ein sehr lebendiges System, sein Milieu passt sich der Ernährung an. Das scheint beim Hund ganz ähnlich zu sein. Ein Hund, der lange Zeit das gleiche Futter bekommt, reagiert auf einen zu schnellen Wechsel häufig mit Durchfall. Gerade das gilt oft als Argument gegen einen Wechsel. Es könnte aber auch ein Argument für einen Wechsel sein. Denn eine Hundeverdauung, die Vielfalt gewohnt ist, erschreckt sich möglicherweise weniger vor wechselnden Proteinsorten und unterschiedlichen Zusammensetzungen. Natürlich gilt das nicht für hochallergische oder sehr empfindliche Hunde. Aber warum sollte ein normal robustes Tier nicht eine Woche Rind mit Reis und Möhren und eine andere Woche Huhn mit Hirse und Zucchini bekommen? Wenn es im oben genannten Sinne einer vielfältigen Versorgung mit sekundären Pflanzenstoffen, Mineralien und Vitaminen dient? Bekommt ein Raubtier in der Natur jeden Tag das gleiche Beutetier mit dem immer gleichen Mageninhalt? Bekommt ein Wolf Durchfall, wenn er mal ein Kaninchen und mal ein Huhn erwischt?
Auch würde ich gern wissen, welche Rolle die unterschiedlichen Futterkonzepte spielen. Herkömmliches Futter ist mit einer großen Menge Zutaten und Zusätze versetzt: Mais- und Weizenkleber, synthetische Vitamine und Mineralstoffe, aber auch Farbstoffe, Hefen, Geschmacksstoffe, Stoffe, die den Kot verfestigen. Das meiste davon muss nicht einzeln deklariert werden, vieles gar nicht. Könnte es nicht sein, dass die Umstellung von einem solchen Gemisch zu einem Gemisch eines anderen Herstellers schwieriger ist, als der Wechsel einer “puren” Sorte mit wenigen Zutaten und keinen Zusätzen zu einer anderen Sorte mit dem gleichen Konzept? Welche Rolle spielen Pestizide, Antibiotika und andere Medikamentenrückstände aus konventioneller Tierhaltung, wenn man sich entscheidet, immer nur eine Sorte zu füttern? Verwendet ein Tierfutterhersteller belastetes Fleisch, wird der Hund durch das tägliche Fressen ständig damit konfrontiert.
Braucht der Hund Abwechslung?
Wir können den Hund leider nicht fragen. Sein Geschmackssinn ist längst nicht so gut ausgeprägt wie der des Menschen. Dafür riecht er jedes einzelne Reiskorn, jedes Schnippselchen Pansen. Er nimmt sein Futter also durchaus sinnlich wahr. Mein Menschenverstand und meine Erfahrung sagt mir, dass es Hunde gibt, die gern mal etwas Neues mögen, wieder andere lieben das Gewohnte und vermissen nichts, wenn sie immer das Gleiche bekommen. Die Diskussion um die Abwechslung scheint mir bei der Frage “Hundefutter wechseln oder nicht” vernachlässigbar zu sein.
Mein Fazit:
Derzeit füttere ich Single-Protein-Sorten in Bio-Qualität ohne jegliche Zusätze. Auf den Dosen steht “Alleinfutter”. Damit müsste eine Dose alles bieten, was der Hund braucht. Ich halte das für unmöglich. Ich habe “das ideale” Futter nicht gefunden und mein Menschenverstand sagt mir, dass es das ebensowenig geben kann, wie es für Menschen die ideale Mahlzeit gibt. Ich glaube, dass man nicht unzählige (teils minderwertige) Komponenten und Zusätze in eine Dose stopfen kann und sagen kann, das sei gesunde Ernährung. Es ist bestenfalls Astronautennahrung und Laika und ihre bedauernswerten Artgenossen im All sind zum Glück kein Vorbild für ein Hundeleben. Ich werde das Hundefutter wechseln. In welchen Abständen das sinnvoll ist, muss ich noch herausfinden.
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Titelbild: ©damedeeso – depositphoto.com
3 Kommentare
In Sachen “Katzenfutter” kann man sich ebenso jäck machen (lassen).
Ich weiß nicht, wie mäkelig Hunde sind – aber die Miezenschaft neigt ja dazu, wählerisch zu sein und wenn man sich auf eine Futtersorte eingeschossen hat und plötzlich die Rezeptur geändert wird oder es gar vom Markt verschwindet, kann man da unter Umständen ziemlich doof dastehen. Könnte dann nämlich sein, dass die Katzen dann nix Anderes mehr anrühren und lieber hungern.
Bei uns gibt’s immer 4-5 hochwertige Sorten im Wechsel – ich glaube, kein Hersteller hat die Weisheit mit Löffeln gefressen und ich hoffe, durch regen Wechsel Mangel- oder Fehlernährung vorzubeugen. Aber weiß man’s? Nö.
Zur eigenen Beruhigung muss man sich ja immer wieder sagen, dass es einem selbst komischerweise ja auch geglückt ist, sich zu ernähren ohne dass einem alle Haare ausgefallen sind oder die Zähne einem aus dem Mund bröseln. Das bedeutet, dass man wohl doch gewisse Grundkenntnisse in Ernährung hat. Und das Tier mag zwar ein Tier sein, aber auch kein außerirdisches Zauberwesen. Und deshalb, das sagt mir eben der gesunde Menschenverstand, gilt für Mensch und Tier das gleiche: Qualitativ hochwertige Zutaten, möglichst wenig degeneriert oder durch Zombie-Unternehmen manipuliert, in ausgewogener Mischung und großer Vielfalt sind der Gesundheit förderlich. Qualität und Vielfalt sind leicht erkennbar, nun muss man nur noch die richtige Mischung finden. Und wenn darüber keine Einigkeit herrscht, nimmt man am besten wechselnde Mischungen. Also, ein bisschen was weiß man dann doch. 🙂
Hallo Heidi, ich habe deinen Artikel mit großem Interesse gelesen. Unser Hund ist jetzt 2,5 Jahre alt und ich befürchte, dass er durch den häufigen Futterwechsel auf unserer Suche nach dem perfekten Futter nun ein “Reizdarmsyndrom” hat. D.h. er erbricht sich öfter mal, hat ab und zu Durchfall und scheint im Allgemeinen ein geschwächtes Immunsystem zu haben. Wir haben uns in den letzten 2 Jahren durch 5 Trockenfuttersorten und ebenso viele Nassfutter probiert. Ich dachte auch immer, durch einen Wechsel des Futters und dadurch eine andere Zusammensetzung, wäre gewährleistet, dass er alles bekommt was er braucht. Unsere Probiererei hat m.E. unserem Hund nur geschadet und ich frage mich jetzt, ob er sich überhaupt noch einmal erholen kann. Am besten wäre wohl frische, selbstgekochte Nahrung, aber dafür fehlt mir das ernährungsphysiologische Wissen.