Das Tier ist eher so mittelprächtig erzogen. Das ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass es immer wieder durch seine diversen Krankheiten eingeschränkt war. Ging es ihr nach einer schwierigen Phase wieder gut, fing ich praktisch wieder von vorne an. Anfangs trug ich meine begrenzten Barmittel noch mit Freuden in die Hundeschule (wir haben immerhin drei Kurse absolviert!), später war das Budget den Tierärzten, Physiotherapeuten und Osteopathen vorbehalten. Auch der zeitliche Rahmen ist für mich als Selbstständige und Alleinnichterziehende begrenzt. Würde ich das alles heute wieder so machen? Aber ja. Eine Episode im Zusammenhang mit unseren erzieherischen Bemühungen liegt mir allerdings schwer im Magen, obwohl sie bereits sechs Jahre zurückliegt. Ich wollte sie immer aufschreiben, erwähnte sie auch gelegentlich kurz, schob das Aufschreiben der ganzen Geschichte aber vor mir her. Denn sie ist zu unangenehm und gehört zu den sehr wenigen Dingen, die ich im Zusammenleben mit Panini zutiefst bereue.
Das Brötchen neigt seit jeher dazu, draußen Dinge vom Boden aufzunehmen, ein Hobby, was sich leicht zum Extremsport mit hohem Risikopotenzial ausweiten kann. Als eine Hundeschule in Frankfurt ein spezielles Anti-Giftködertraining in vier Einheiten anbot, schien mir das ein Segen zu sein. Die Beschreibung nebst hochzufriedener Kundenstimmen klang prima, die Schule wirkte seriös und ich meldete mich an. Das heißt, ich wollte mich anmelden, aber es funktionierte nicht. Nach dem Ausfüllen und Absenden des Online-Formulars bekam ich eine Mail, ich sollte mich nochmals anmelden. Es war ein langes Hin- und Her, was mich ungeheuer zu nerven begann. Und eine Anmeldebestätigung erhielt ich nicht. Ich schreibe das, weil es im Zusammenhang mit diesem Kurs unzählige Dinge gab, die schief gingen, seltsam oder unangenehm waren. Ich bin keineswegs esoterisch, aber in der Rückschau kommt es mir so vor, als wären das alles Zeichen gewesen, dass dieser Kurs keine gute Idee war.
Am Trainingsgelände angekommen traf ich auf eine Endfünfzigerin mit einem Golden Retriever und ein junges Paar mit einem noch jüngeren Shiba Inu. Eine kleine Gruppe also, was mir die Hoffnung auf ein persönliches und intensives Training gab. Außer mir kannten alle die Trainerin. Es war eine nicht unsympathische Dame, die uns jetzt in ein eingezäuntes Gelände führte. Ich muss zugeben, dass ich etwas irritiert war, sie mit einer Jacke mit Echtfell-Kapuze zu sehen, weil das für mich nicht mit einer tierfreundlichen Einstellung zusammengeht. Die Tierhaltung von Pelztieren, oft in chinesischen Farmen, kann nur als katastrophal bezeichnet werden. Darüber hinaus handelt es sich meist um Marderhunde, die nicht nur so heißen, sondern tatsächlich zur Familie der Hunde gehören. Während ein Teil von mir abwiegelte, dass ich ja nun nicht wissen könne, unter welchen Umständen sie zu diesem Wintermantel gekommen sei (vielleicht ja Second Hand oder so?), dachte ein anderer Teil von mir: „Wie ignorant ist die denn drauf, bitte?“
So stand ich also noch etwas verloren und mit einem dumpfen Gefühl des Unbehagens mit meinem Hund in der Kälte, als uns die Trainerin aufforderte, die Hunde nun von der Leine zu lassen. Alle taten es. Noch bevor ich einmal „Lauf“ sagen konnte, raste der Goldi auf Panini zu und kachelte ungebremst in ihre Seite. Sie quietschte laut auf und verkroch sich in eine Ecke. Das Frauchen des Goldis (ich nenne sie „Marlies“) fand das ebenso normal wie die Hundetrainerin. Dies war der erste von vielen weiteren Momenten, an denen ich uns weit weg wünschte und das Gefühl hatte, hier grundfalsch zu sein. Das Pärchen mit dem Shiba (ich nenne sie Lara und Jens) war ganz mit sich selbst beschäftigt und besprudelte seinen Hund mit beliebigen Kommandos. Mein Brötchen begann, Gras zu fressen, vielleicht wegen der Aufregung. Sie rupfte und mampfte, der Goldi rannte kopflos umher und der Shiba saß musterschülernd in der Mitte. Als ich Panini zu mir rief, lahmte sie leicht. Ich fühlte mich schlecht. Die Trainerin hielt nun einen kleinen Vortrag darüber, dass es ganz falsch sei, einen Hund, der etwas Fressbares gefunden hatte, davon wegzuziehen. Man solle den Hund vielmehr davon wegjagen und damit zugleich auch von sich selbst. Man solle dabei einen großen Schritt auf den Hund zumachen, ganz laut „Ha!“ schreien und den Hund von sich wegscheuchen. Der Hund würde aber nicht weggescheucht werden wollen und deshalb zu einem kommen und das Fressbare vergessen.
Mir kam das alles komisch vor, aber ich dachte, nun bin ich schon mal hier, jetzt versuchen wir das halt mal. Die Trainerin packte Frolic aus ihrer Tasche aus und ich dachte schon wieder etwas Unfreundliches, versuchte mir aber selber einzureden, dass Hunde diese vermeintliche Leckerei ja nun mal lieben und sie deshalb für ein Training ideal sei.
Nun mussten wir also nacheinander verschiedene Übungen durchführen, in denen wir unsere Hunde von einem Haufen Frolic verscheuchten und anschrien und wenn sie dann verschreckt waren, bekamen sie eines. Marlies schrie nicht laut genug und wurde angehalten, autoritärer aufzutreten, Lara schickte Jens vor und kanzelte ihn dann ab, er mache immer alles falsch, er sei so unpräzise und es sei kein Wunder, dass der Hund immer verwirrt sei. Ein chronischer Paarzwist lag in der Luft. Lara selbst machte keine Übung. Ich scheuchte Panini, die dabei an nichts dachte, außer an Frolic. Sie verstand nicht, warum ich scheuchte und brüllte, beschloss dann aber, das Ganze nicht auf sich zu beziehen und den Moment mit dem Belohnungsfrolic abzuwarten.
Inzwischen hatte es zu regnen begonnen und die orangefarbenen Futterringelchen begannen, sich mit Wasser vollzusaugen. Wir stopften Frolicschwämmchen in die Hunde, scheuchten und brüllten. Der schneidende Ton von Lara wurde immer einsilbiger, Marlies war von der Scheuch-Methode sichtlich angetan und ich schaute auf die Uhr. So verging die erste Stunde unseres Anti-Giftködertrainings. Unsere Hausaufgabe war, auch auf der täglichen Gassirunde viel zu scheuchen und zu schreien. Als ich die noch immer etwas lahmende Panini in den Car-Sharing Wagen gehoben hatte, erbrach sie eine Mischung aus Gras und Frolicschwamm in das Auto. Unsere Autodecke verhinderte das Schlimmste. Ich fuhr nach Hause, zumindest erleichtert, dass mein Hund die vielen fragwürdigen Leckerchen nicht verdauen musste. Die nächste Stunde, so war es angekündigt, sollte entscheidend werden. Allerdings fiel die erst einmal aus, ich weiß nicht mehr warum.
Als wir zur nächsten Einheit wieder am Trainingsgelände ankamen, trafen wir nur auf Marlies und den grobmotorischen Retriever. Lara und Jens befanden sich vermutlich bereits in einem intensiven Sorgerechtsstreit um den kleinen Shiba. Ich hatte die Zeit genutzt, um Paninis Lahmen wieder in den Griff zu bekommen, gescheucht und geschrien hatte ich im Alltag nicht, auch wenn ich etwas pampiger mit Panini war als normalerweise. Für dieses Mal waren wir aufgefordert, eigene Lieblingsleckerchen mitzubringen, was mich doch sehr beruhigt hatte. Das war nun aber leider das einzig Gute, was ich von dieser Stunde berichten kann. Ich selbst habe in dem nun folgenden Geschehen keine gute Figur gemacht und das peinigt mich bis heute. Bei den Übungen der zweiten Stunde ging es darum, dass der Hund etwas Leckeres ausspucken sollte. Panini kannte ein Aus, aber was in der Wohnung noch problemlos funktionierte, war im Freien sehr schwer. Das Tier konnte genau unterscheiden, ob es eine Chance hatte, oder nicht. Große Dinge, die sich nicht schnell hinunterschlucken ließen, wurden öfter mal losgelassen, kleine, weiche Dinge wurden schnell vermampft.
Wir machten einige „Aus“-Übungen mit den mitgebrachten Kauartikeln, mal glückte es, meistens nicht. Der Golden Retriever von Marlies erwies sich von Beginn an als Vorbild und spuckte fast alles aus. Die Trainerin zündete nun die nächste Stufe der Rakete, obwohl Panini und ich ganz offensichtlich noch dabei waren, uns die Raumanzüge anzuziehen. Jetzt sollte sie einen Kauartikel finden und genüsslich ankauen dürfen und erst dann auf Kommando ausspucken. Ich wusste, dass Panini das nicht konnte, deshalb waren wir ja überhaupt gekommen. Und dann auch noch mit einem Lieblingsleckerchen (ich glaube, ich hatte ein dünnes Rinderohr dabei)! Das macht alles nichts, sagte die Trainerin. Sollte der Hund nicht ausspucken, sollte ich eine Hautfalte am Rücken nehmen und sie etwas drehen. Das täte dem Hund nicht weh, sei aber unangenehm und würde dazu führen, dass der Hund das Leckerchen fallen ließe. Das geht nicht, sagte ich, der Hund hat Spondylosen, da sollte ich nichts am Rücken machen. Kann ich denn nicht in den Nacken greifen? Nein, sagte die Trainerin, da ist der Hund viel zu unempfindlich. Ja eben, sagte ich. Die Trainerin versicherte mir, dass ich mir keine Sorgen machen müsse, schien aber bereits etwas ungeduldig zu werden.
Also startete Marlies, die weniger sperrig war als ich. Der Retriever fand den Kauartikel, begann zu kauen, Marlies schnappte sich eine Hautfalte und er ließ sofort los. Das machte sie genau zwei Mal und die Sache war erledigt. Goldi ließ fortan den Kauartikel wie ein Roboter fallen, ohne, dass man sich ihm überhaupt nähern musste. Er wirkte dabei überaus fröhlich, als sei das Ganze ein nettes Spiel. Ich wünschte mich an einen anderen Ort. Ich wollte Panini nicht an den Rücken fassen. Aber jetzt waren wir an der Reihe. Das Brötchen schnappte sich das Rinderohr und begann zu kauen. „Jetzt!“ sagte die Trainerin. Ich zupfte sie etwas ungeschickt am Rücken und natürlich kaute Panini weiter. Nachdem das zweimal nicht klappte, sagte die Trainerin: „Darf ich mal?“ und übernahm. Sie nahm eine Hautfalte an Paninis Rücken und drehte sie kräftig. Panini kaute und kaute. Die Trainerin ließ nicht los, Panini auch nicht. „Die ist aber hartnäckig!“ sagte die Trainerin. Ich sah in Paninis Augen puren Stress. Sie sah aus, als wollte sie sagen: „Wenn ich jetzt schon vor dem jüngsten Gericht stehe, dann wenigstens mit meinem Rinderohr.“ Nach einer gefühlten Ewigkeit nahm die Trainerin Panini den Kauartikel weg. Die Methode hatte bei meinem Hund versagt. „Du musst das immer wieder üben“ sagte sie an mich gewandt. Dann erklärte sie noch, dass man den Hund nicht mit einem Leckerchen belohnen dürfe, das würde das Gehirn des Hundes benebeln, er würde sich nicht mehr an den Zusammenhang erinnern, nur an das Leckerchen.
Als die Stunde beendet war, hatte ich weiche Knie. Ich wollte damit nicht ins Auto steigen und so machten wir noch einen ausgiebigen Spaziergang. Vielleicht hoffte ich auch, Panini könnte das Geschehene dabei schnell wieder vergessen. Als wir schließlich nach Hause fahren wollten, stellte ich fest, dass ich meine Car-Sharing-Karte nicht finden konnte. Ich musste sie irgendwo an der Hundeschule verloren haben. Ich suchte die Karte im Dunkeln, aber es war nichts zu machen. Es dauerte lange, bis ich das Auto ordnungsgemäß abgeben konnte. Spät kamen wir zuhause an, beide sehr erschöpft.
In der darauffolgenden Woche fiel die Stunde wieder aus, die Trainerin fuhr erst einmal in Urlaub. Ich war froh darüber. Dabei spürte ich einen merkwürdigen Versagensdruck. Ich hatte den Kurs so optimistisch begonnen, gewillt, die Sache mit dem draußen Fressen endlich anzugehen. In einer Großstadt ist die Angst vor Giftködern oder giftigen Dingen nicht unbegründet. Aber das war es nicht allein. Das Beispiel mit Marlies gab mir das Gefühl, dass es wohl jede hinkriegen konnte, selbst mit einem verfressenen Golden Retriever. Ich möchte Marlies nicht zu nahe treten, aber sie schien mir keine Hochbegabung in Sachen Hundetraining zu sein. Trotzdem hatte sie geschafft, wovon wir weit entfernt waren. Ich war frustriert. Das änderte jedoch nichts an meinem Gefühl, dass dieser Kurs nicht das war, was ich überhaupt für angemessenes und heutiges Hundetraining hielt. Hätte in der Beschreibung gestanden, man solle bei seinem Hund eine Hautfalte drehen, niemals hätte ich mich angemeldet. Das hier war alles ganz falsch. Aber ich hatte mich nur sehr schwach gewehrt, hatte zugelassen, dass jemand Panini angefasst hatte. War ich denn vollkommen irre?
Ein paar Tage darauf spielte ich mit Panini im Garten und wollte ein Kuscheltier vom Boden aufnehmen um es zu werfen. Als ich sie dabei am Rücken streifte, zuckte sie zusammen. Und mir kamen die Tränen. Ich setzte mich an den Computer und schrieb eine Mail. In einem sehr freundlichen Ton schrieb ich an die Hundetrainerin, dass ich das deutliche Gefühl hätte, dass ihre Methode nicht zu uns passt. Ich würde mich damit äußerst unwohl fühlen. Ich wolle meinen Hund nicht anschreien und ihn schon gar nicht am Rücken zwicken. Bei alledem blieb ich äußerst höflich und sachlich. Ich schrieb einfach nur: Das ist nichts für meinen Hund und mich. Ich bat um Verständnis, dass ich aus diesen Gründen keine weiteren Stunden ihres Kurses wahrnehmen wollte. Bezahlt hatte ich ja, ich war aus der Sache raus. Ich erhielt nie eine Antwort. Als hätte es noch eines weiteren Zeichens bedurft zu erkennen, dass ich an eine in jeder Hinsicht unprofessionelle Hundeschule geraten war.
Die hakelige Anmeldung, die Fellkapuze, der kachelnde Retriever, die kotzende Panini, die ausfallenden Stunden, die verlorene Karte – das Universum hatte mit großer Fahne gewunken, um uns vor weiterem Irrsinn zu bewahren. Bis heute schäme ich mich, dass ich die zweite Stunde nicht abgebrochen und stattdessen für einen Moment „Augen zu und durch“ gedacht habe. Bei Panini habe ich mich nach Absenden der Mail dafür entschuldigt und es ist erleichternd, dass sie dazu neigt, mir alles zu verzeihen. Ich kann nur jede und jeden dazu ermuntern, in Sachen Hundetraining IMMER auf das eigene Bauchgefühl zu hören und den Versagensdruck auszuhalten. Es laufen viele Menschen da draußen rum, die auf einem ganz falschen Dampfer sind. Niemand zwingt uns, mitzufahren und wir können das Ding auch anhalten und aussteigen. Heute würde mir etwas Vergleichbares nicht mehr passieren, ich würde mir auch keine tiermedizinische Behandlung mehr aufschwatzen lassen, von der ich nicht überzeugt bin. So etwas kostet Überwindung, aber nach einer so schmerzlichen Erfahrung geht es leichter. Vielleicht ja auch dann, wenn man sie nicht erlebt, sondern nur davon gelesen hat.
Alle Bilder in diesem Artikel sind aus dem Jahr 2017.
9 Kommentare
Die Sache mit Hundeschule und Trainerin und Trainer. Leider ist der Begriff nicht geschützt und so kann jeder an den Hunden herum “erziehen”, der sich dazu berufen fühlt. Und solche Leute sind gar nicht so selten. Da werden in einer Trainingsstunde Welpen von fremden Menschen mit Leckerchen vollgestopft, damit sie lernen, dass Menschen gute Wesen sind. Mit 6 Monaten dann werden sie dann angebrüllt, wenn sie genau von diesen Menschen Leckerchen nehmen denn Hund muss nun lernen, dass Hund nichts von anderen Leuten nehmen darf. Selbst erlebt. Hundeschule? Oftmals nein Danke.
Vielleicht sollte ich noch hinzufügen, dass die die besagte Hundeschule zum BVZ Berufsverband zertifizierter Hundetrainer gehört. Darauf kann man sich auch ein Ei backen …
Hallo liebe Hedi, Ich liebe Eure Geschichten!!!
Auch meinem Kobel (Appenzeller Sennenhund, als schwierige Rasse bekannt, zumindest unter Hundetrainern), leider weilt er nicht mehr hier unten unter uns, und mir ging es dazumal genauso.
Wir hatten die bekannteste und beste und teuerste Hundeschule im Rhein-Main-Gebiet ausgesucht, um ja nur alles richtig zu machen. Es war genauso eine Katastrophe. Hätten meine beiden (damals sehr jungen) Jungs nicht gesagt: Schluss jetzt – jene ‘Hundeschule mit Einzelunterricht und vielem mehr – hätten meinen Hundebub versaut.
Schlussendlich wurde er ein ganz toller seiner Rasse..
Ich wollte es immer auf seiner Homepage ‘appenzeller-jakob.de’ unter einem Kapitel ‘Erziehung’ schreiben, aber bis ich die Zeit dazu hatte, war an der HomePage leider nichts mehr veränderbar.
Bitte, bitte, schreib noch mehr, danke!!!
Oh wie gut kann ich das nachempfinden, liebe Heidi.
Ich war mit meiner kleinen Tierschutzhündin anfangs auch total überfordert und habe vom Fernseh-Guru bis zu diversen Hundeflüsterern alles ausprobiert, um ihr zu “helfen”. Die Methoden waren teilweise grenzwertig und mein Buchgefühl hat laut gewarnt. Die Traumatisierung und die Angst, die sie aus Rumänien mitgebracht hat, wurde nicht besser. Wen wundert’s. Sogenannte “Leinenaggression” mit Gebrüll und Zwang zu unterbinden, fühlte sich soooo falsch an. Etwas in mir sagte, dass sie wohl ihren Grund hat, so zu reagieren. Ich war kurz davor, jedes Vertrauen, das sie aufgebaut hatte, zu verspielen.
Dann schenkte mir jemand das Buch “Perfekt unerzogen” von Ulli Reichmann, und ich dachte: das passt! Und wie es passte. Ich beschäftigte mich näher mit der Trainingsphilosophie und fand sie genau auf uns zugeschnitten. Es ging darum, den Hund zu verstehen und nicht, ihm meinen Willen aufzuzwingen.
Ich habe gelernt loszulassen und habe heute einen Hund, der Vertrauen zu mir hat und glücklich ist. Sicher mache ich aus Hundeflüsterersicht vieles falsch. Das ist mir aber völlig egal. Denn es geht weder um korrektes Training, noch um mein Ego, sondern allein um meine Hündin.
Du hast alles richtig gemacht, Heidi. Ich bereue heute auch, dass ich nicht früher STOP gerufen habe. Und ich bin zutiefst bewegt, wie sehr Hunde bereit sind, uns zu verzeihen.
LG
Elli & Hope
Liebe Elli,
das hast du schön geschrieben und Coco (auch eine Rumänin) und ich erkennen uns darin wieder. Wir orientieren uns auch an Ulli’s Ideen (ich hab sie damals über Wege zur Freundschaft ‘kennengelernt) und picken uns davon raus, was passt.
Mein learning: ich sollte IMMER – auch bei Entscheidungen, die mich selbst betreffen – auf sein Bauchgefühl hören.
Liebe Grüße
Coco und Andrea
Ach jeh, was für eine blöde Erfahrung für Euch beide. Ich kann mir lebhaft vorstellen, welche Diskrepanz in diesen Momenten für dich da war. So eine Umgangsweise wie die dieser “Trainerin” macht einfach Druck, auf den man nicht immer sofort reagieren kann. Das sich das ungut anfühlt, ist total verständlich und wie gut und entscheidend, dass du dann nach den zwei Stunden das Ganze beendet und jetzt darüber geschrieben hast. Viele weitere von den anderen heilsamen gemeinsamen Momenten, die Ihr zusammen habt. LG Annette
Eine sehr bewegende Geschichte, die ich auch gut nachvollziehen kann. Zu Beginn wollte ich auch alles richtig machen und bei den Anderen funktionierte es ja … Für einige Momente schäme ich mich auch nach 5 Jahren noch …
Zum Glück bin ich auf die Kurse von “denktier” gestoßen, die absolut meinem Bauchgefühl entsprachen und mich in vieler Hinsicht bestätigten. Da konnte und kann ich immer noch viele Inspirationen für die BEZIEHUNG und Beschäftigungen mit dem Hund finden. Wir haben uns inzwischen zu einem unperfekten Team entwickelt 🙂
LG Lena
Liebe Heidi,
Danke für diesen schönen und augenöffnenden Artikel, der mir ein Déjà-vu beschert.
Auch wir wollten alles richtig machen und kamen an eine Dame, etwas jünger als ich, wirklich gut darin, Coco zu lesen und uns wirklich viel neues und interessantes über ihr Verhalten, Körpersprache etc. zu vermitteln (es ist auch unser erster Hund). Aber mit ihren Methoden waren wir ab der zweiten Stunde nicht einverstanden. Die erste war bei uns zu Hause und das Einführungs- und Kennenlern-Gespräch. Wir hatten ganz optimistisch ein 10-Paket gebucht, haben aber nach der 3. Stunde entschieden, nicht weiter zu machen. Bei uns war es: ramm mal das Knie so ein bisschen in die Seite. Was??? Wir leben ja nach dem Grundsatz mit unserer Hündin und unserem Kater (eigentlich mit allen anderen auch) zusammen: behandle dein Gegenüber so, dass du im nächsten Leben ohne Probleme Rollen tauschen könntest (und wolltest). Das berücksichtigend, verbieten sich seeeeehr viele Dinge, die ‘Hundetrainer*innen’ da draussen von uns verlangen und anwenden, komplett von selbst.
Danke für das Teilen auch dieser Geschichten, denn ich bin davon überzeugt, dass nicht wenige davon lernen können und wenn nur einem Hund, dieses Training erspart bleibt, hat es sich schon gelohnt.
Ganz liebe Grüße von
Coco und Andrea
Liebes Frauchen von Panini,
Sie sprechen mir soooo aus der Seele … wir hatten unsere Hündin (aus dem Tierheim und durch Vorbesitzerin etwas traumatisiert) erst ein halbes Jahr, als mein Mann verstarb. Er war derjenige, der Hundeerfahrung hatte und ich eben nicht. Musste mir also alles erlernen … und es ging mir auch in einen der ersten Trainings ähnlich. Ich kam mir blöd, blöder am blödesten vor und meine Hündin verstand die Welt nicht mehr. Bis ich dann endlich eine Trainerin fand, die nicht nach Lehrbuch vorging, sondern zuerst auf unser 2er-Team geschaut und MICH gefragt hat, was ich möchte. Hier haben wir alles weitere gelernt! Und meine Hündin hat mir GsD auch verziehen. Ich weiß, Panini hat das auch getan. Bitte fühlen Sie sich nicht weiter schuldig, wir haben doch daraus gelernt! Alles Liebe und Gute weiterhin, vor allem viel Gesundheit für Sie beide! Herzlichst, Brigitte