Draußen

Herzlich willkommen zur Spaziergangsberatung!

6. Februar 2021
Hund im Regen

Spaziergänger sind porös. Das habe ich heute morgen im Radio gehört. Ein Spaziergangsforscher und Spaziergangsberater sagte das genau so in einem Interview. Ich habe sofort überlegt, ob ich nicht auch in die Spaziergangsberatung einsteigen könnte, schließlich verfüge ich über eine beachtliche Expertise auf diesem Gebiet. Aber dann fiel mir auf, dass ich gar nicht porös bin. Wäre ich das in diesen Tagen, würde einfach zu viel Regenwasser in mich eindringen und ich bin nicht sicher, ob das gesund ist. Ich denke, ich bin bestenfalls semipermeabel. Schweiß kann raus, Regen nicht rein. Das Tier ist noch abgeriegelter, das schwitzt nicht mal. Damit fehlt uns möglicherweise eine wichtige Eigenschaft der echten Spaziergänger. Wir gehen also einfach nur so, ohne spazier.

Gehen ist jetzt wahnsinnig hipp. Für mich klingt das so, als wäre schlafen plötzlich angesagt, oder essen. Ich bin schon immer viel zu Fuß unterwegs, sei es im Laufschritt oder gemächlich. Seit ein paar Jahren habe ich dabei eine Leine in der Hand. Das ist einfach normal. Wie alles Normale ist auch das Gehen nicht immer cool oder sexy. In Texten und Gedichten wird üblicherweise der November als ein besonders garstiger Monat dargestellt, der unsere Laune im Keller einschließt und fifty shades of grey über uns ergießt. In Wahrheit ist der November ganz prima. Man beginnt an Weihnachten zu denken, eine Bilanz des Jahres zu ziehen, erste Hoffnungen in das kommende Jahr zu setzen, Pläne zu schmieden. Oft ist nicht einmal das Wetter besonders unangenehm. Der Februar hingegen stellt uns auf eine ganz andere Probe. Man hat mit dem Winter abgeschlossen, der kann einfach weg. Der Winter ist aber in der Regel ein Spätzünder und besinnt sich erst jetzt auf seine vier wichtigsten Kernkompetenzen: Schnee, Regen, Wind, Bäh. Und darin soll man dann spazierengehen. Oder im Falle des Hundes auch noch aufs Klo gehen. Darum beneide ich Panini keineswegs.

Das Tier und ich, wir tragen also Premium-Mäntel, die möglichst genauso semipermeabel sind, wie wir selbst. Unser beider Regen-Couture ist dauerhaft vollkommen verdreckt, aber eine Wäsche lohnt kaum. Bei Paninis Mantel liegt es daran, dass sie mit jedem Schritt nasse Erde an ihren Bauch schleudert. Meiner ist wiederum eingesaut, weil ich das eingesaute Tier auf der Treppe tragen muss. Anfangs hatte ich noch die Illusion, ich könnte den Dreck-Transfer irgendwie verhindern. Ich deponierte Handtücher im Hausflur, versuchte das Tier im Erdgeschoss zu reinigen, zog ihr den Mantel aus, trug das mäßig saubere Tier in den 3. Stock, ging danach wieder nach unten, um Handtuch, Mantel, Geschirr und Leine zu holen. Das sind insgesamt 136 Stufen hoch und 66 runter, 70 davon mit 18 Kilo auf dem Arm. Oben angekommen stellte ich außerdem fest, dass das Tier dadurch nass geworden war, dass ich sie an meinen nassen Mantel gedrückt hatte. Deshalb lassen wir das jetzt mit der Reinigung im Hausflur. Seither sind wir beide gleich dreckig.

Heute geht es dem Tier nicht so gut. Der Rücken tut ihm weh. Wir stehen viel spazieren. Umso wichtiger, dass wir jetzt nicht porös sind.

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5 Kommentare

  • Antworten Ines 6. Februar 2021 um 16:21

    Regen-Couture klingt schön. Unsere beiden Garnituren stehen auch gerade vor … nun ja … Dreck. Nützt ja alles nichts.

    Gute Besserung für Panini!

  • Antworten Antje Strauch 6. Februar 2021 um 17:36

    Wir sehen auch aus wie 🐷. Habe mein Tier an der 10 Meter Leine, die vom Feinsten starrt vor Dreck. Gummistiefel mit fetten Erdklumpen. Ich überlege mir manchmal, wie ‚feine Leute‘ jetzt wohl Gassi gehen? Gute Besserungswünsche an das Brötchen. 🐾

  • Antworten Hundebloghaus 7. Februar 2021 um 7:46

    Hallo ihr zwei Besudelten,
    wie es bei uns mit den Langhaarhippies aussieht, muss ich glaube ich nicht extra erwähnen, ich beneide Euch fast ein wenig.
    *HändeüberdemKopfzusammenschlag*
    Wir schicken Panini ein „das wird bestimmt wieder, Schätzeken“…und Dir gute Nerven für den Rest des Winters.

    Grüße aus dem immerhin Erdgeschoß
    Danni

  • Antworten Anja & Lotta 7. Februar 2021 um 13:07

    Ja, das Wetter ist gerade gar nicht schön , insbesondere dann, wenn der Hund kurze Beinchen hat und theoretisch nach jedem Aufenthalt draußen eine Unterbodenwäsche und Treppenputzen fällig wäre- aber nur theoretisch, praktisch lohnt es sich wirklich nicht. Denn es regnet ja weiter. Alle stöhnen über das Matschwetter, aber eine gute Sache hat es ja doch: Jetzt trifft man nur die ganz Harten, also die Hundemenschen. Radler und Jogger und Grossfamilien meiden die schlammigen Wege größtenteils und man kann wirklich entspannt spazieren gehen.
    Also genießen wir doch besser die grauen Wolken, denn wenn die Sonne wieder dahinter hervorkommt, kommen auch wieder andere Begegnungen, die verglichen mit Wassermassen mindestens genauso nervig sein können.

  • Antworten Lena 8. Februar 2021 um 16:33

    Hallo zusammen, ich kann mich auch sehr gut in Eure Lage versetzen, insbesondere in die von Danni. Habe auch einen Langhaarigen. Keine Ahnung was ich beim Welpenkauf gedacht habe (außer, wie „schön und niedlich“). Hier, fast an der Nordseeküste, kann man ohne Regen ja kaum atmen 😉 Allerdings entwickeln wir seit der letzten Woche eine neue „Atmungstechnik“ mit Schnee und seit ein paar Tagen – mit Eiseskälte. Brr, sehr kalt, aber herrlich 🙂

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