Die meisten Menschen wären gern berühmte südamerikanische Conga-Spieler geworden. Es gibt zumindest viele Anzeichen dafür. Wie sonst wäre es zu erklären, dass sie so gern auf Hunden herumtrommeln? Congas sind schließlich selten zur Hand – Hunde dagegen jederzeit greifbar. Und wie hübsch ist doch der Klang eines Hundebrustkorbs! Darüber hinaus scheint mir noch eine andere Erklärung für das wiederkehrende Geklopfe plausibel: So ein Hund bringt jede Menge Staub im Fell nach Hause. Und bei Autofußmatten oder Teppichen hat sich Klopfen zur Entstaubung ja seit Jahren bewährt. Warum nicht auch bei Hunden? Die sind ja auch so eine Art Textil. Andere Gründe, Hunde zu klopfen, wollen mir einfach nicht einfallen.
Leider vergessen die meisten Salsajünger und Putzteufel, dass anders als bei der Conga oder der Automatte beim Hund hinter der Oberfläche noch was kommt. Obwohl der Hund so hübsch klingt, wenn man drauf klopft, ist er innen nicht hohl. In seiner meist weichen und liebreizenden Verpackung bewahrt das Tier wichtige Sachen auf. Organe zum Beispiel. Auch jenseits der schützenden Rippen liegen noch einige davon. Oder auch den ein oder anderen Knochen. Knochen sind nicht unbedingt nur dazu da, Organe vor Klopfern zu schützen. Sie befinden sich manchmal auch an einer exponierten Stelle, wo sie sehr wichtige Aufgaben haben, etwa die Hüft- und Oberschenkelknochen. Nicht immer können sie diese Aufgaben schmerzfrei ausführen.
Je nach Rasse leiden bis zu 70 Prozent der Hunde an Hüftgelenksdysplasien, dies ist ein Wert aus den Jahren 1991 – 1994, der bei Untersuchungen von Schweizer Züchtern entstand. Zwar hat sich die Situation bei einigen Rassehunden inzwischen verbessert, keine Zahlen gibt es jedoch für freie Hobbyzuchten, von Hunden aus zweifelhaften Quellen ganz zu schweigen. Sehr oft bleiben diese Erkrankungen lange Zeit unerkannt, da der Hund seine Schmerzen verbirgt und Haustierärzte meist weder über das spezielle Know-how, noch über die Gerätschaften verfügen, um eine wirklich eindeutige Diagnose zu stellen. Auch Spondylosen in der Wirbelsäule werden oft übersehen. So wird munter auf entzündeten, abgenutzten, verknöcherten und schmerzhaften Gelenken herumgeklopft.
Nun finde ich es persönlich nicht so schön, wenn Leute ihre eigenen Hunde klopfen, aber es gibt sicher robuste Exemplare mit reichlich kräftiger Muskulatur, die es ungerührt wegstecken, wenn man auf ihnen herumtrommelt. Auch wenn ich noch nie einen robusten Menschen mit reichlich kräftiger Muskulatur getroffen habe, der es als liebevoll empfindet, wenn man ihm mit der flachen Hand auf die Nieren patscht. Der Hund gewöhnt sich ja aber an vieles und lernt, dass es nett gemeint ist. Anders sieht es aus, wenn Menschen fremde Hunde klopfen. Schmale Hunde mit wenig Muskulatur, alte Hunde oder solche mit Problemen im Bewegungsapparat, werden munter abgetrommelt und das oft von Leuten, die nicht im Geringsten wissen, was diesem Hund Behagen oder Unbehagen verursacht. Wie in so vielen Fällen dient die eigene Vorstellung vom Normhund als Blaupause für sämtliche lebenden Caniden.
Es ist mir bis heute nicht mal gelungen, es allen Freunden und Bekannten abzugewöhnen, Panini zu klopfen. Obwohl ich es gefühlt hundertmal gesagt habe. Das nächste Mal ist es wieder vergessen, als vermeintliches Helikopter-Frauchen werde ich wohl auch nicht ganz ernst genommen. Mein Hund findet Klopfen schrecklich, vor allem, wenn es in die Nähe ihrer Hüften geht. Aber da sie Menschen liebt, geht sie deshalb nicht gleich auf Distanz. Damit hat sie verloren. Ich sollte mir mal ein T-Shirt für den Sommer machen, auf dem steht „Bitte nicht den Hund klopfen!“.
Möglicherweise ist es ja wie bei den Männern, die sich auf den Rücken klopfen, um deutlich zu machen, dass es sich um eine rein männliche Umarmung und keineswegs um eine liebevolle oder gar zärtliche Geste handelt. Wie sähe denn das aus! Vielleicht ist es vielen Menschen ja peinlich, ein Tier zu streicheln und damit in der Öffentlichkeit eine liebevolle Handlung zu zeigen. Hunde klopfen ist dagegen vielleicht wie Pferde oder Rinder klopfen, eine souveräne Geste mit der Auramischung aus Naturverbundenheit, Freiheit und Abenteuer. Das kann man ja schon mal machen. Die Klopferei sitzt jedenfalls mächtig tief und es ist nicht leicht, meinen Hund davor zu schützen. Vielleicht sollte ich zu Weihnachten ein paar Congas verschenken.
Titelbild © FRANK MERIÑO Pexels
5 Kommentare
Danke für diesen Beitrag. Ich hasse es auch, wenn mein Hund so durchgeschrubbt wird, als wäre er ein Waschbrett. Und kein „och sei doch nicht so, der mag das doch“ kann mich davon überzeugen. Ich merke doch, ob das mein Hund mag oder nicht, entspannt ist er jedenfalls nicht!
Mein Hund hatte vor Jahren einen Bandscheibenvorfall, und nicht nur deswegen bin ich total empfindlich, was so übermäßigen Körperkontakt angeht. Es gibt bei ihm Stellen, da ist er empfindlich, ob er da jetzt Schmerzen hat, weiß ich nicht, Aber warum sollte ich ihn das aushalten lassen? Deswegen, mein Hund darf sanft gestreichelt werden. Aber mehr nicht! Und wenn etwas fester, dann nur durch mich!
Ich bekomme bei solchen Aktionen auch regelmäßig „Gefühle“, habe aber auch kein Problem damit, auf dieses Verhalten hinzuweisen. Wir haben Windhunde und besonders unser Galgo- Mädchen hat wegen ihrer Größe bereits den einen oder anderen Schlag auf die Nieren abbekommen. Ich unterstelle grundsätzlich keine böse Absicht bei solchen Aktionen. Und gegen ein vorsichtiges tätscheln habe ich auch keine Einwände. Wenn aber „getrommelt“ wird, dann gehe ich dazwischen! Wenn der „Trommler“ den Einwand nicht begreift, dann biete ich auch gerne an, seine Nierengegend mit einer vergleichbaren Stärke zu bearbeiten. Spätestens dieser Hinweis sollte für Erhellung sorgen.
Ich muss zugeben beim toben mit Ida klopf ich ihr schon mal leicht auf den Rücken. Im Garten haben wir ein kleines Spiel entwickelt. Es ist im Grunde ein Fangspiel, Ida rennt so lange im Garten herum bis ich sie gefangen habe. Das fangen signalisier ich ihr in dem ich Sie mit der Hand berühre. Dabei kommt es auch mal vor das es ein wenig stärker wird. Hab ich sie gefangen muss sie mich fangen, sobald sie mich beruhrt hat, meist mit der Schnauze an meinen Beinen rennt sie vor mir weg. Ok in deinem Text geht es eher um eine andere Art des klopfens.
Das Klopfen zur Begrüßung oder was Klopfen nach dem Motto gut gemacht mein Junge finde ich auch nicht sehr gut. Da ist ein Leckerli oder das einfache Streicheln viel besser.
Wie wäre es wenn du mit deinen Freunden das Klopfen übst? Sie sollen ihre ausgestreckte Hand nehmen sie kurz vor den Hund halten ihn aber nicht berühren. Aus dem Klopfen wird dann ein vorsichtiges Hand auf Hunderücken legen um dann mit der Hand in Richtung Schwanz zu streicheln. Ich glaube das vergessen deine Freunde nicht so schnell und beim nächsten Besuch von ihnen läst der ein oder andere das Klopfen sein.
Furchtbar, dieses Klopfen. Übrigens auch bei Pferden. Mit Kühen kenne ich mich nicht aus, aber auch bei denen kann ich mir nicht vorstellen, dass das für sie angenehm sein soll. Die meisten Fellträger werden gerne gekratzt, gerade an Stellen, wo sie selbst nicht hinkommen.
Ich bin normalerweise die stille Leserin und schreibe selten Kommentare. Aber, zur Ehrenrettung der Klopfer möchte ich mich jetzt doch ausnahmsweise zu Wort melden und auch gleich outen. Ich “klopfe” und “trommle” meinen Hund gerne, tatsächlich ist es ein fester Bestandteil unsere Kommunikation. Ein Schulterklopfen als Lob oder Begrüßung wurde von meinen Hunden bisher immer verstanden und es gibt nichts was meinen Hund schneller in Spiellaune bringt, als ein bisschen auf ihm herumzutrommeln.
Was ich nicht tue, ist feste zu klopfen. Niemals würde ich dabei Kraft aufwenden und vermutlich würde sich nicht einmal ein Kind beschweren, wenn ich ihm mit derselben Kraft auf die Schulter klopfe. Sämtliche Weichteile spare ich selbstredend auch aus. Genauso wenig würde ich so mit einem fremden Hund umgehen.
Was man aber sagen muss: du hast mit deinem Brötchen einen wunderbaren, aber sensiblen Hund erwischt, den es zu schützen gilt. Panini ist sicher auch kein Einzelfall, hier in meinem Umfeld wäre sie aber eine Ausnahme. Mein Border Collie ist ein 2 jähriger, unkastrierter Rüde, kein Raufbold, aber wenn er mit seinen Freunden übers Feld fetzt, dann wird geschubst, gerangelt, sich überschlagen und weiter gerannt. Seine Freunde und er sind in einem Alter, indem das körperbetonte Spiel, Kräftemessen und Rempeln das höchste aller Gefühle ist. Ich für meinen Teil bin mir sicher, dass Hunde, die so schwungvoll aufeinander knallen, das freundschaftliche Klopfen eines Menschen mühelos richtig interpretieren und auch nicht als unangenehm empfinden, im Gegenteil. Manch einer hebt da erst richtig hin.
Ich denke, und das möchte ich damit sagen, dass man solche Aussagen schlecht verallgemeinern kann. Es ist wichtig und richtig, den eigenen Hund vor Dingen zu schützen die er nicht mag, und mehr als ärgerlich, wenn die Umwelt einem dabei so konzequent im Weg steht wie dir die deine. Da darf man sich ärgern. Mich hat diese Unsitte, fremde Hunde ungefragt zu streicheln auch immer in den Wahnsinn getrieben und tut es noch, jedes Mal wenn ich einen armen Hund sehe, der von Fremden gestreichelt wird, während Herrchen oder Frauchen sämtliche Zeichen des Unbehagens ihres Schützlings meist nicht einmal wahrnehmen.
Aber manche Dinge, die für den eigenen Hund keinen Sinn machen oder nicht schön sind, sind es für andere eben doch. Wuchtige Nierenschläge oder Schäden an inneren Organen natürlich ausnahmslos ausgenommen.