Drinnen

Hund auf Rezept – Warum Hunde gesund für uns sind (Buchrezension)

18. Dezember 2017

Hunde sind gut für uns. Hundehalter wissen das. Wir wissen nicht so genau warum, aber wir fühlen uns wohl in ihrer Gegenwart, irgendwie besser. Kommt die Sprache auf die gesundheitsfördernden Eigenschaften von Hunden, ist meist die Rede von der „frischen Luft“, an die sie uns ziehen, der Bewegung, die wir durch sie haben und von den Sozialkontakten, die mit ihnen entstehen. Der Effekt, so scheint es, ist also ein eher sekundärer – am Hund selbst liegt es nicht.

Falsch, sagt Dr. Milena Penkowa. Es liegt am Hund, an nichts anderem. An dem, wie er ist, wie er sich anfühlt, uns ansieht und daran, was das in uns auslöst. Und sie erklärt uns auch, warum. Besser noch: Sie beweist, warum das so ist. Wissenschaftlich. Frau Dr. Penkowa kann das ganz besonders gut – sie ist Humanmedizinerin und Neurowissenschaftlerin und zudem Expertin für Therapiehunde in verschiedensten Bereichen. Diese beiden spannenden Felder ihres Berufslebens bringt sie in ihrem Buch “Hund auf Rezept – Warum Hunde gesund für uns sind” zusammen.

Wie ist das Buch geschrieben?

Wenn Wissenschaftler über das Thema ihrer Forschungen schreiben, kann das bedeuten, dass die Leser ihre Luftbefeuchter auf die höchste Stufe und mehrere Getränke bereit stellen sollten. Bei Dr. Penkowa muss man sich diesbezüglich keine Sorgen machen. „Hund auf Rezept“ ist locker und gut verständlich geschrieben, die unzähligen Fußnoten sind hinter jedem Kapitel zusammengefasst und stören den Lesefluss nicht. Die Fakten, die das Buch bereithält, sind ohnehin so spannend, dass man sich mit Freude durch die Seiten hangelt.

Und der Aufbau?

Mir haben bereits die ersten Kapitel ungeheuer gut gefallen. Mit „Füreinander geschaffen“ und „Der Hund ist der beste Freund der Gesundheit“, wird gleich grundsätzlich klar gemacht, wohin die Reise geht. Bereits wenige Minuten (!) Gemeinschaft mit einem Hund genügen, um messbare positive Effekte auf die Gesundheit auszulösen. Es muss nicht einmal der eigene sein. Hunde beeinflussen Puls, Blutdruck und Blutfettwerte. Der Hund bewirkt die Ausschüttung von Drogen, die wir in dieser Qualität in keinem schummrigen Club bekommen: Endorphin, Dopamin, Prolaktin, Oxytocin. Hunde reduzieren Stress und beruhigen das Herz. Die besonders schöne Nachricht dabei: Die Apotheke auf vier Pfoten wirkt besonders gut und umfassend bei denen, die eine Beziehung zu ihr haben. Je mehr wir den Hund lieben, desto mehr kann er für uns und unsere Gesundheit tun. Ich werde also künftig jedem mitteilen können, dass ich meinem Hund aus purem Egoismus noble Therapien bezahle. Eigentlich sind es ja nämlich meine Therapien.

Wen die allgemeinen Fakten und Studien schon begeistern, der kann sich durch die einzelnen Krankheiten wühlen – von Traumatisierung über Depressionen und Demenz über Themen zu Herz, Immunsystem, Krebs oder Allergien – überall kann der Hund deutliche Unterstützung bieten. Manches wusste man, vieles hat man geahnt, das meiste aber ist neu und verblüffend.

Keine Kritik?

Ich habe nicht wirklich etwas auszusetzen an diesem wunderbaren Buch. Einen kleinen Widerspruch gibt es, wenn auf der einen Seite eine Studie zitiert wird, nach der Menschen besonders vom Hund profitieren, die viel mit ihm kuscheln und ihn auch küssen, an anderer Stelle jedoch weist Dr. Penkowa darauf hin, dass das Händewaschen nach dem Hundekontakt eine selbstverständliche Hygienemaßnahme ist. Für mich passt das nicht zusammen. So, wie ich mit meinem Hund zusammenlebe, ist Händewaschen nach jedem Hundekontakt nicht praktikabel. Die Haut würde mir vom häufigen Waschen in Fetzen von den Händen baumeln. Aber vielleicht muss man als Medizinerin ja auch so etwas schreiben, der Ordnung halber. Zu übertriebener Hygiene wird jedenfalls keineswegs gemahnt, auch und besonders nicht in Bezug auf Allergien.

Nur ein kleiner Abschnitt hat mich sehr nachdenklich gemacht. Es gibt eine Seite zum Thema Rohfütterung. Frau Dr. Penkowa warnt ausdrücklich davor, in Zusammenhang mit dem Risiko durch (multiresistente) Keime. Zumindest Risikogruppen wie chronisch Kranke oder ältere Menschen sollten nicht in Kontakt mit Hunden kommen, die roh gefüttert werden. Nun sind hier bezüglich der Studien noch einige Fragen offen z.B. in wie weit sich deutsche Schlachthöfe von denen der USA unterscheiden. Ich werde mir diese Frage auf Wiedervorlage legen und nach mehr Antworten dazu suchen. Ich selbst bin kerngesund und habe ein gutes Immunsystem, das kann man aber nicht über alle sagen, mit denen Panini Kontakt hat. So wird ein ganz kleiner Abschnitt im Buch sicher noch zu einem größeren Thema für mich.

Fazit:

Allen Hundehassern müsste klar gemacht werden, dass Hunde dort hin gehen, wo sie selbst ganz sicher nicht hin wollen, dorthin, wo es weh tut. Hunde sind an der Seite der Alten und Einsamen, der Kranken und Gehandicapten, der Dementen und Obdachlosen. Hunde erledigen Aufgaben, mit denen Menschen sich nicht die Hände schmutzig machen.

Sie leisten Gesellschaft, machen Mut, bringen Unabhängigkeit. Hunde sorgen für Liebe im Leben der Ungeliebten. Und – wie wir in diesem Buch deutlich und ohne jede Gefühlsduselei sehen können: Sie stabilisieren und verbessern die Gesundheit von denen, die mit ihnen leben. Mehr noch: Sie tun das für alle, denen sie regelmäßig für kurze Zeit begegnen. Darin steckt eine großartige Botschaft und das Potential für weitere Forschungen und soziale Maßnahmen, die vielen Menschen zugute kommen können. „Hund auf Rezept“ ist mehr als ein knackiger Buchtitel. Es ist eine Vision. Die Argumente dafür hat Dr. Milena Penkowa in 10 Kapiteln aufgezeigt.

Dr. Milena Penkowa
Hund auf Rezept
Warum Hunde gut für uns sind
Kynos Verlag
188 Seiten
Gebundene Ausgabe
€ 24,95

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Ein Rezensionsexemplar dieses Buchs wurde mir auf meine Anfrage hin kostenfrei zur Verfügung gestellt. 

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