Draußen

Mir stinkt’s!

26. Februar 2017

Als ich Kind war, hatte ich sehr lange und dicke Zöpfe. Wenn wir beim Sonntagsspaziergang Leute trafen, die wir kannten, im Supermarkt oder in der Kirche – oft sagten die Leute: „Was hat das Kind schöne dicke Zöpfe!“ Und im nächsten Moment hatten sie auch schon einen Zopf in der Hand, um die Dicke zu prüfen. Nicht selten waren sie dann so begeistert, dass sie den Zopf an ihren Begleiter mit einem „Fühl doch mal!“ weiterreichten. Mein Vater war eine wichtige Person im Ort und so kam es oft zu solchen Begegnungen. Um niemanden vor den Kopf zu stoßen, ließ man die Leute gewähren. So kam es, dass Tag für Tag fremde Menschen meine Haare befummelten und ihre sicher oft ungewaschenen Finger an meinen Zöpfen abputzten. Wer in den 1970ern Kind war, zumal mit langen Haaren, weiß, dass häufiges Haarewaschen alles andere als üblich war. So lief man also immer eine Weile mit den begrapschten Haaren herum.

Heute greift mir niemand mehr ungefragt in die Haare. Ich habe dafür ja auch einen Hund. Mein Tier liebt Menschen und gottlob lieben die meisten Menschen mein Tier zurück, so dass es oft zu neuen Bekanntschaften und Verbrüderungen kommt. Ich finde das auch gut, denn es macht Panini froh und ich finde (fast) alles gut, was Panini froh macht. Fremde Menschen sollen meinen Hund streicheln dürfen, wenn er das möchte. Aber nicht jeder und nicht immer. Je nach Situation finde ich es angebracht, wenn man fragt. Das tun 99% aller Menschen nicht. Was Panini möchte, ist relativ klar, was die Leute möchten, auch. Aber warum spielt es überhaupt keine Rolle, was ICH möchte? Besonders rücksichtslos finde ich zum Beispiel solche Menschen, die den Hund extra zu sich locken, obwohl ich deutlich zeige, dass ich im Moment keinen Kontakt wünsche. Zum Beispiel rufe ich den freilaufenden Hund zu mir und DANACH locken ihn fremde Menschen, in deren Nähe er ist, zu sich. Ich ziehe den Hund im Café an der Leine zu mir und bemerke, dass an der Leine nicht nur ein Hund, sondern ein kraulender Mensch hängt. Ich bin deutlich erkennbar gerade dabei, dem Hund im Café einen Mantel anzuziehen und die Leute locken den Hund zu sich.

Nun kann man diese Situationen zum Glück meist schnell auflösen. Manchmal habe ich von solchen Begegnungen aber gleich mehrere Tage etwas. Und jetzt kommen wir wieder zum Thema „befummelte Haare“. Mein Hund hat so gut wie keinen Eigengeruch, meist nehme ich einen Hauch Kokos wahr (weil sie oft Kokosöl frisst), die Basisnote riecht für mich eher wie ein gebadetes Baby. Das kann sich natürlich schlagartig ändern, wenn sie sich in Mist gewälzt hat, aber dann wird sie auch schnell geduscht. Ich mag es, dass mein Hund gut riecht, denn wir kuscheln viel, ich habe oft meine Nase an ihrem Fell. Manchmal kommt sie auch ins Bett und ich achte drauf, dass sie möglichst sauber und gebürstet ist.

Und dann wird sie von Rauchern gekrault. Die gerade eben ihre letzte Zigarette ausgedrückt haben. Ich weiß, dass Raucher keine Ahnung haben, wie ihre Hände riechen. Damit ihr euch das besser vorstellen könnt: Mein Hund riecht nach solchen Begegnungen, als hätte man einen Aschenbecher über ihm ausgekippt. Gestern Vormittag wurde Panini ausgiebig von Rauchern gekrault, noch heute morgen stinkt sie nach Rauch. Nein, Panini macht das überhaupt nichts aus, sie mag Raucher sogar, vermutlich hat sie zu einem entscheidenden Zeitpunkt ihres Lebens nette getroffen. Aber wie bereits oben erwähnt: Spielt es denn nie eine Rolle, was ich möchte? Viele Menschen waschen sich die Hände, nachdem sie einen Hund angefasst haben. Leute, andersherum wird ein Schuh draus! Warum muss man mit nach Pest riechenden Stinkegriffeln in ein Hundefell greifen? Liebe Raucher, ihr habt keine Ahnung, was ihr da tut. Wie ihr euch einpestet, euer Innerstes und eure Wohnung mit einem gelbbraunen Schmierfilm überzieht. Aber das ist eure Wohnung und euer Innerstes. Dies aber ist MEIN Hund und ich will nicht, dass er zwei Tage so riecht, nachdem er euch getroffen hat. Ich will ihn aber auch nicht duschen müssen, denn das mache ich so selten wie möglich. Ganz davon abgesehen, dass es viel Arbeit macht und gerade am Kopf für den Hund nicht so schön ist.

Dasselbe gilt übrigens für stark parfümierte Menschen, vor allem dann, wenn man sie morgens trifft, nachdem sie sich frisch eingeskunkt haben. Es gibt Parfums, die mir ungeheuer zuwider sind und ich finde es furchtbar, wenn so eine Note großflächig im Hund verteilt wird. Bah!

Wer glaubt, dass Hunde stinken, soll seine Nase einfach mal an Menschen halten.

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6 Comments

  • Reply Indianermädchen & Wildfang 26. Februar 2017 at 20:52

    Ein herrlicher Beitrag – ein bisschen musste ich schmunzeln, allerdings kenne ich das auch. Vorallem dieses ständige Angefasse und bei bei Rauch bin ich auch ziemlich empfindlich.

    Liebe Grüße
    Lizzy mit Emmely und Hazel

  • Reply Anna 6. März 2017 at 15:06

    Der Artikel trifft es ganz genau! Trotz sehr kurzem Fell, hängt der Geruch darin tagelang fest. Als Notlösung, vor allem wenn man den Hund gerade genau nicht baden will, habe ich sensitiv BabyWipes entdeckt. Einmal über die betroffene Stelle gewischt und der Geruch ist verschwunden und den Hund stört es überhaupt nicht. Hilft auch prima bei Fuchskacki-Wälzen o.ä.

    Liebe Grüße von Anna mit Woody

  • Reply Bernd A. Schiller 29. März 2017 at 10:03

    Das finde ich ja mal klasse das sich jemand traut über so ein Thema zu schreiben. Ich höre schon die Klagen wie intolerant man gegenüber Rauchern sei^^ Aber du hast VÖLLIG recht!!! Aber ich musste leider noch ein wenig weiter denken….
    …wie oft kommt es vor das jemand nach dem Klobesuch sich die Hände nicht wäscht?

    Ganz ehrlich – mir doch egal was die Leute denken! Lasst eure Finger bei euch! Ich gehe auch nicht zu euren Kindern oder eurem Partner und kraule ihnen durch die Harre!

    Vielen Dank für diesen echt tollen und ermutigenden Artikel!

    Bernd

  • Reply Andrea 28. Januar 2018 at 17:56

    Super Bericht. Ich finde das auch immer widerlich. Manchmal möche man gar nicht wissen was die Leute so alles haben/hatten…Grippe, Magen-Darm und dann wir mein kleiner bekuschelt der dann wieder bei mir im Bett liegt 🙂

  • Reply Insa 16. Dezember 2018 at 13:48

    Hmm… Also das soll natürlich jeder machen wie er will. Und ich verstehe auch das Gefühl der übergriffigkeit wenn einem ständig in die Haare oder ans Gesicht gefasst wird. Aber da sollte man doch irgendwie zwischen sich selbst und seinem Hund differenzieren… sind wir mal ehrlich: ein Hund ist ein Tier und kein Kopfkissen. Hunde riechen eben ab und zu aus den verschiedensten Gründen, eine Hormonänderung oder eine Futterumstellung oder ab und zu mal Mundgeruch, ganz zu schweigen von einem kleinen Hundepups hier und da oder wenn es mal regnet.
    Ich lasse gerne andere Leute meinen Hund streicheln. Und zwar alle, auch Obdachlose oder Alkoholiker und ja auch Raucher. Einerseits weil es mir wichtig ist, dass mein Hund all diese verschiedenen Menschen mit verschiedenem Aussehen und Gerüchten kennen lernt andererseits weil ich froh bin über jedes Lächeln dass mein Hund auf ein Gesicht zaubert. Sie macht damit die Welt nicht nur für mich schöner. Vielleicht ist dieser Moment für den Obdachlosen heute der schönste des Tages und mein Hund freut sich und darauf bin ich stolz.
    P.s: es gibt diverse Hundetrockenshampoos mit denen vielleicht der ein oder andere Geruch einfacher verschwindet und die Freude wieder größer werden kann als der Ärger 🙂

  • Reply Carina 18. Dezember 2019 at 21:40

    Hallihallo!
    Dieser Beitrag ist ja schon ein bisschen betagt aber trotzdem immernoch aktuell!
    Vorne weg – ich fühle mit! Absolut! Bin auch sehr geruchsempfindlich! Daher mein Geheimtipp, vielleicht hilft er ja dem ein oder anderen.
    Ich benutze kein Shampoo für meinen Hund, habe aber bei bestimmten Gelegenheiten bemerkt, es hilft ungemein gegen äußere Gerüche, ein Päckchen Backpulver über die bestunkenen Fellareale zu streuen. Kurz einwirken lassen, beim Bürsten zum Beispiel. Eventuelle Reste kann man ganz einfach abklopfen bzw. den Hund sich schütteln lassen.
    Liebe Grüße Carina

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